ZARTGRAU

Alltagsgeschichten

Kirschen aus Nachbars Garten

Mindestens 55 Jahre ist es her, dass ich zum letzten Mal selber Kirschen gepflückt habe. Als nun die vis a vis-Nachbarin gestern Abend über die Straße gerufen hat „morgen Fria kummst umma Kirschen brocken bevors die Wirm und Vegel fressen“ habe ich nicht recht gewusst, ob ich mich davor fürchten oder mich darauf freuen soll – stand doch der mächtig hohe großelterliche Kirschbaum mit seinen filigranen Ästen vor meinem geistigen Auge. Sicherheitshalber habe ich nur ein kleines Schüsserl mitgenommen, denn nichts lag mir ferner als in meinem Alter noch auf Bäumen herumzukraxeln und Kopf und Kragen zu riskieren.

Nachbars prächtiger alter Kirschbaum

Ziemlich erleichtert war ich, als ich sah, dass der Baum gar nicht so hoch war, Leitern darunter standen und auch die unteren Äste reichlich mit roten Früchten bestückt waren.

Gedeckter Tisch für Mensch und Tier

Das kleine Rote rechts unten ist mein Schüsserl :-)

Mein Schüsserl war bald mit duftenden Früchten gefüllt und ich wurde eingeladen, noch einmal wieder zu kommen – mit einem größeren Behältnis, damit die Kirschen nicht verkommen. Mach ich doch glatt, denn freundliche Einladungen soll man nicht ablehnen :-)

Neugierige Nase :-)

Aufatmen

Klar und frisch ist die Luft nach dem Gewitterchen. Gedonnert hat es ordentlich, aber mehr war nicht – die Regentonne war grad mal halb voll, aber Mensch, Tier und Pflanzen fühlen sich nun wesentlich wohler als in der Hitze der letzten Woche. Gegen Abend habe ich begonnen, im Vorgarten den Sauerklee zu jäten und dabei Unmengen von Schnecken unter den Stauden entdeckt. Unmöglich, die alle durch einen kurzen Schnitt ins Jenseits zu befördern, also habe ich doch zum ungeliebten Schneckenkorn greifen müssen. Manchmal muss man halt gegen seine Überzeugung handeln, weil es nicht anders geht.

Bei den Spinnen musste ich gestern auch hart durchgreifen, weil ich der Invasion mit sanften Mitteln – sprich ins Freie befördern, abkehren, abwischen, aufsaugen – nicht Herr geworden bin. Die Viecher waren überall, in jeder Lade, im und unter dem Kleiderschrank, im Bett, im Rechner, auf den Bücherregalen und in sämtlichen Ecken. Als nach der zweiten großen Reinigungsaktion innerhalb weniger Tage die Tierchen wieder herumkrabbelten und sich in langen Fäden von der Decke abseilten, habe ich zur Sprühflasche greifen müssen. So etwas verfolgt einen normalen Menschen ja bis in den Schlaf! Heute habe ich noch keine gesehen und ich hoffe, dass es so bleibt – nicht dass ich noch eine Arachnophobie entwickle :-)

Siesta

Mehr als Hundespaziergang und einkaufen habe ich heute Vormittag nicht gemacht. Schuld dran war meine Kusine, die gegen neun auf einen schnellen Kaffee vorbeigeschaut hat. Aber wie es so ist bei der Hitze – schnell geht gar nix und darum hat das Kaffeetrinken bis kurz vor Mittag gedauert. Dann musste ich mich aber wirklich beeilen, weil Mütterlein hungrig war. Noch einmal saure Wurst war gewünscht, aber ein bisserl frisches Gemüse sollte auch einer Seniorin nicht schaden, dachte ich mir und habe einen ganz einfachen Wurst-Paradeiser-Paprika-Salat, mit Schnittlauch und Petersilie dran, gemacht.

Die wichtigste Zutat war aber ein außerordentlich feiner, naturtrüber Apfelessig mit Honig aus Stubenberg. Beim Essig bin ich wirklich eigen, da mag ich nicht jeden. Essig muss für mich eine runde, milde Säure haben. Dieser Essig hat sie und er macht seinem Namen alle Ehre, weil man tatsächlich ganz zart den Honig herausschmeckt.

Apfelessig aus dem Apfelland

Da kann mir ab jetzt jede noch so teure Edelmarke gestohlen werden, ich bleibe bei genau diesem Apfelessig aus unserer Region. Gekauft habe ich ihn bei unserem Geflügelbauern, der in seinem Hofladen neben Eiern, Käferbohnen, Kernöl, frischem Gemüse und Pilzen jetzt auch diverse Essige aus Stubenberg anbietet. Und Olivenöl aus Sizilien, das muss ich aber erst verkosten, bevor ich ein Urteil abgebe.

OK, jetzt noch ein bisserl in die Glotze schaun und dann kümmere ich mich wieder um unsere Blümchen. Düngen ist heute fällig und natürlich jede Menge Wasser.