ZARTGRAU

Alltagsgeschichten

Halb und halb

Jedesmal, wenn ich lange nichts im Blog schreibe, habe ich Probleme, den Faden wieder zu finden. Ich verschiebe dann einen neuen Beitrag von einem Tag auf den anderen in der Hoffnung, dass mir etwas Geniales für den Wiedereinstieg einfällt. Aber denkste, es kommt nichts, also geht es hier banal wie eh und je weiter.

Die Feiertage verliefen wie erwartet. Teilweise chaotisch, teilweise sehr schön, Wetter eher frühlingshaft, manchmal ein wenig stürmisch, aber von Schnee weit und breit nichts zu sehen. Heute am späten Nachmittag hat es zu regnen begonnen, aber die Tage zuvor waren trocken, was mir sehr gelegen kam, denn so konnten wir stundenlange Spaziergänge machen, das Paulinchen und ich. Wir haben auch schon Verwandtenbesuche gemacht, wo sie sich vorbildlich benommen hat und selbst der eher rüpelhafte Jagdhundründe im Hause meiner Kusine war fromm wie ein Lamm und hat zuvorkommend den Küchenteppich mit der Kleinen geteilt.

Heute stand der erste Wald- und Wiesen-Familienspaziergang mit Bruder, Schwägerin und der Hündin meines Neffen auf dem Programm. Ein wenig Bauchweh habe ich anfangs schon gehabt, weil die Neffenhündin eher zu den launenhaften Zicken gehört, aber wider Erwarten verlief der Nachmittag sehr entspannt. Die beiden Hündinnen verstehen sich und haben unterwegs ausgiebig mit den Hunden anderer Spaziergänger gespielt. Mich wundert immer wieder, woher die kleine Maus die Energie nimmt, mit den Großen mitzuhalten. Sie lebt richtig auf und entwickelt sich tatsächlich zu dem Sonnenschein, den ich mir gewünscht habe.

Nach dem Spaziergang gab es für alle die wohlverdienten Leckerle. Die Hundis bekamen ein wenig Trockenfutter und wir eine frisch gebackene halb Nuss- halb Mohn-Potize und Kaffee.

Potize – halb Nuss, halb Mohn

Die Potize fällt unter die Rubrik Resteverwertung, weil grad noch ein wenig Nussfülle und Mohnfülle da war – zusammen reichten die Reste für eine Halb-und-halb-Potize. Vorteil: Jeder schneidet sich von der Seite ab, auf die er grad Lust hat. Ich habe von beiden Seiten abgeschnitten :-)

Sooooo schöööön,

diese Ruhe, ja, beinahe Stille, hier bei mir. Außer dem Knistern des brennenden Holzes im Ofen und dem Knabbergeräusch, das Paulinchens Zähne am Kauknochen verursachen, ist nichts, aber schon gar nichts zu hören. Und diese Geräuscharmut tut mir jetzt unheimlich gut. Dankbarkeit macht sich breit, dafür, dass nur einmal im Jahr Weihnachten ist. Oder besser gesagt, dass ein ganz bestimmter Gast nur einmal im Jahr, und zwar kurz vor Weihnachten, zu Besuch kommt.

Eigentlich mag ich sie sogar, die entfernte Verwandte. Dann nämlich, wenn ich sie zufällig irgendwo beim Einkaufen oder Spazierengehen treffe. Dann wechseln wir ein paar freundliche Worte und trennen uns alsbald wieder. Aber kurz vor Weihnachten kommt sie zum Mütterlein zur Anstandsvisite. Und sie bleibt mindestens drei Stunden. Und in dieser Zeit redet sie ohne Unterlass – ich frage mich, wie sie das mit dem Luftholen hinkriegt. Sie quasselt und quasselt und quasselt, stellt Fragen an Mutti, die sie gleich selber beantwortet, stellt Fragen an mich und beantwortet sie ebenfalls selber, redet über dies und das und sie schafft es sogar, ein Fläschchen Wein so nebenbei zu trinken und den Keksteller zu leeren, ohne dass sie sich verschluckt vor lauter ratschen. Kurze Zeit habe ich versucht, die Wörter zu zählen, aber keine Chance bei dem Tempo, das die Gute vorlegt. Sicher ist allerdings – hätte sie für jedes Wort einen Euro bekommen, wäre sie als reiche Frau nach Hause gegangen.

Und ich habe mich grad am Kaffee verschluckt. Ich verschluck mich immer, wenn ich über Andere herziehe. So nach dem Motto – kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort.

Das Ende naht

Morgen noch eine Ladung Rahmkekse backen und dann bin ich fertig. Mit dem Kekse backen und den wichtigsten Vorbereitungen. Heute habe ich Mutti zum Christbaumkauf ausgeführt, ein bisserl Ramsch hat sie auch noch gefunden, somit ist Weihnachten gerettet und kann pünktlich am 24. Dezember stattfinden.

Der Bürgermeister war heute hier und hat einen Weihnachtsstern für Mutti mitgebracht. Er hat erzählt, dass er vor Weihnachten ganz schön im Stress ist, weil in unserer relativ kleinen Gemeinde mit 1400 Einwohnern 97 über Achtzigjährige leben, die besucht werden müssen. Weihnachtskekse kann er keine mehr sehen, hat er gesagt und das glaube ich ihm sogar. Ich habe daraufhin gemeint, dass er sich ab nächster Woche eh ein Würstel mit Senf kaufen kann, weil ich am Montag aufs Gemeindeamt kommen werde, um meinen Hund anzumelden und die Hundesteuer zu entrichten. Da hat er gegrinst und geantwortet, dass er sich das Würstel wohl verkneifen müsste, denn, man höre und staune, in unserer Gemeinde gibt es keine Hundesteuer. Grund dafür ist ein Landesgesetz, dass eine Hundesteuer von 60 Euro für Begleithunde pro Jahr vorschreibt, für Jagdhunde aber nur 30 Euro. Und das, sagt er, sieht er nicht ein, dass „des orme olte Muatterl für ihrn dicken Dackl“ 60 Euro und derjenige, der sich das Jagengehen leisten kann, nur 30 Euro zahlen soll. Und darum gibt es zur Zeit eben überhaupt keine Hundesteuer. Kann mir nur recht sein – bin aber gespannt, wie lange das geht.