Alltagsgeschichten
Frühstück
Jawohlja, ich frühstücke seit einiger Zeit. Zwar nicht gleich nach dem Aufstehen, denn da muss ich zuerst mit den Hunden raus, dann den Ofen ausräumen, Holz einräumen und einheizen, damit es wieder warm wird in der Bude und dann gönne ich mir ein Frühstück.
Das Mittagessen fällt natürlich aus. Besser gesagt verschiebe ich es auf den Nachmittag. So gegen halb vier fang ich an zu kochen und wenn ich fertig habe, wird geschlemmt. Es ist so schön, dass ich mich nimmer an die Essenszeiten meiner Mutter – Frühstück um halb sieben, Mittagessen um zwölf, Nachmittagsjause um drei und Abendessen um halb sieben – halten muss und das essen kann, was mir schmeckt. Mütterlein ist entsetzt ob des Schlendrians, der bei mir ausgebrochen ist, aber ich fühle mich wie neugeboren :-)
Die besten Entscheidungen
seit langem: Pflegeagentur wechseln und mich „selbständig“ machen. Jetzt läuft alles wie am Schnürchen. Mutti ist bestens ver- und umsorgt, ihr Haushalt läuft wie geschmiert und ich habe es auch geschafft mich aus der Schusslinie zu nehmen. Naja, fast, denn die Wocheneinkäufe und den Papierkram von Mutti erledige ich natürlich noch immer, aber das ist nicht wirklich belastend. Klar habe ich nach wie vor ein Auge auf das, was drüben abläuft, wobei ich das Augenmerk mehr auf Mutti lenken muss, denn auf alles andere. Dem Mütterlein geht es derzeit derartig gut, dass sie schon wieder anfängt, wie in der guten alten Zeit, Starallüren zu entwickeln nach dem Motto: Mein Wille geschehe, komme was wolle. Da habe ich lernen müssen, nimmer alles zu tun, was sie sich so vorstellt und alles, was sie behauptet, zu hinterfragen.
Am letzten Oktober bin ich ihr aber trotzdem auf den Leim gegangen, als sie abends erzählt hat, dass mein Bruder angerufen hätte, dass zu Allerheiligen die gesamte Grazer Verwandtschaft zum Essen käme. Und ich Depp koche und backe die halbe Nacht, denn es ist schon ein Unterschied ob die zwei Damen alleine sind oder 10 weitere Personen am Tisch sitzen. Als sich dann am Allerheiligentag keiner zum Friedhofsgang gegen 10:30 eingefunden hat, habe ich in Graz angerufen. Brüderlein ist aus allen Wolken gefallen, denn der wusste von nix – er hat nur sich und seine Frau zum Nachmittagskaffee angekündigt. Mutti darauf angesprochen meinte lapidar: Ach was, hätte ja sein können, dass sie es sich anders überlegen und dann wäre nicht genug zum Essen da gewesen. Ok – wieder etwas gelernt fürs Leben :-)
So, jetzt verschwinde ich mal kurz im Bad, dann nehme ich meine Hundis und mache einen ausgiebigen Spaziergang. Die Sonne scheint und wer weiß, wie lange das schöne Wetter anhält.