Zum Begriff Häferlkaffee hört man die kuriosesten Erklärungen. Die einen meinen, es handelt sich dabei um Kaffee, der in einem großen Porzellanbecher serviert wird, andere glauben, dass Häferlkaffee eine dünne Brühe ist.
Korrekt ist keine dieser Erklärungen. Unter Häferlkaffee versteht man Kaffee aus sogenanntem Ersatzkaffee, der aus verschiedenen Getreidesorten, Wurzeln oder Früchten hergestellt und aus großen, etwa 250 ml fassenden, geradewandigen Häferln getrunken wird. Die Älteren und die Landeier unter uns können sich bestimmt noch an Feigenkaffee, Zichorienkaffee oder Kaffee aus gerösteter Gerste und Roggen erinnern. Kaffeebohnen waren in früheren Zeiten für das Gros der Bevölkerung unerschwinglich, sogar die Bessergestellten tranken „echten“ Kaffee nur am Sonntag oder an Feiertagen und mussten sich unter der Woche damit begnügen, ein paar echte Bohnen dem Kaffeeersatz hinzufügen zu können.
Serviert wurde dieser Ersatzkaffee in geräumigen Tassen, den Häferln, mit reichlich Milch. Bekannte Marken waren zum Beispiel Corona, Kathreiner, Titze, Linde und so weiter, die auch heute noch sowohl in Supermärkten, als auch online erhältlich sind, denn zwischendurch belächelt, feiert der Häferlkaffee wieder fröhliche Urständ. Ich gestehe, dass ich hin und wieder, vor allem jetzt im Winter oder wenn ich in der Steiermark bin, gerne ein Häferl davon trinke. Meine zur Zeit bevorzugte Sorte ist Melanda gold kräftig mit etwa 30% Bohnenkaffeeanteil.
Großmutters Kaffeehäferl
Das Kaffeehäferl, das ihr oben seht, ist an die achtzig Jahre alt und ein Mitbringsel meiner Großmutter aus Mariazell, einem Wallfahrtsort in der Steiermark. Darf man den Erzählungen unserer Senioren im Familienkreis glauben, hat sie es nur an Sonntagen benutzt. Seit ihrem Tod vor 40 Jahren steht es als Andenken an sie im „Erinnerungsschrank“ meiner Mutter – besser gesagt, stand – denn vor Kurzem habe ich es mit dem Versprechen, es in Ehren zu halten, geschenkt bekommen.