ZARTGRAU

Alltagsgeschichten

Es kommt halt manchmal anders

als man denkt. Eigentlich sollte ich mich schon seit gestern Vormittag HIER herumtreiben, in einem netten Blockhaus viel schlafen, mit den Hunden spazieren gehen, die Familie treffen, mit Hanna schmusen, gut essen etc. etc. Und wo bin ich? Stimmt! – ich bin noch immer zuhause. Das voll bepackte Auto ist wieder teilweise ausgeräumt und die Hunde und ich sind dabei ein bisserl zu entspannen nach der ganzen Aufregung gestern Früh.

Ich wollte am Morgen grad noch das Hundebett im Auto verstauen, als ich sah, dass Feli drinnen lag und blutete. Meine Tierärztin herausläuten, Katze einpacken und ein bisserl zu schnell durchs Dorf fahren war Gebot der Stunde. Diagnose: Von einem Auto angefahren, lädiertes Becken, Blutungen aus Scheide und Anus. Wird aber alles wieder, schlimmsten Falls muss nach Genesung der Schwanz amputiert werden. Drei Injektionen später waren wir wieder zuhause, Medikamente für die nächsten Tage habe ich mitbekommen sowie die Anweisung, für absolute Schonung zu sorgen.

Was sein muss, muss sein

Was sein muss, muss sein

Bis zum späten Abend hat das mit der absoluten Schonung auch gut funktioniert. Futter und Wasser, in kleinen Schüsserln in die Box gestellt, wurden zwar ignoriert, aber die Katz machte einen relativ frischen Eindruck und sie wollte unbedingt aus der Box. Lautes Miauen, Kratzen und Reißen am Gitter – Schonung schaut anders aus. Was tun? Also habe ich die Box aufgemacht, die Katz spazierte schnurstracks zur allgemein zugänglichen Wasserschüssel und besoff sich mal ordentlich. Dann der gleiche Zirkus an der Haustür. Tür auf, Katz spazierte hinaus, drehte eine Runde im Hof, erledigte ihre Geschäfte, kam wieder herein – und versuchte auf den Kratzbaum zu klettern. Das konnte ich auf keinen Fall gelten lassen und deshalb habe ich sie hinaufgehoben, sie stieg in ihre geliebte Weinkiste mit Holzwolle auf der Fensterbank und legte sich zum Schlafen nieder.

Aus Kratzbaum und meinem Fernsehsessel habe ich inzwischen eine bequeme und ungefährliche Ab- und Aufstiegmöglichkeit geschaffen, denn soviel habe ich wieder gelernt: Eine Katze kann man zu nichts zwingen und ich setze jetzt mal voraus, dass sie nichts tun wird, was ihr Schmerzen bereitet.

Heute werde ich sie noch versorgen, am Samstag Früh werde ich sie Muttis Pflegerin anvertrauen und dann mit den Hunden zu einem verkürzten Kurzurlaub aufbrechen. Ich freue mich schon darauf und auch darüber, dass Feli noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen ist.

Auf Null

und dann wieder von Vorne, damit wieder Ruhe hier einkehrt. Pflegerin Nummer eins habe ich am Montag beherrscht aber ziemlich kühl verabschiedet. Wer so hochmütig ist, die gebotene zweite Chance nicht nur nicht zu nutzen, sondern noch ein Schäufelchen drauflegt, hat hier bei uns nichts verloren. Mich bei der Agentur zu beschweren hat nicht geklappt, denn da ist seit zehn Tagen niemand erreichbar. Eine Info ist, dass die Chefin auf Urlaub auf Ibizza sei, die andere Quelle spricht von einer Auszeit bis Mitte Dezember auf den Malediven – nix Genaues weiß scheints niemand. Sicher ist nur, dass ich gestern sowohl einen Brief als auch eine Mail an die Firmenadresse mit der Kündigung des Vertrages geschickt habe. Ich bilde mir ein, ein geduldiger Mensch zu sein, aber verscheißern lasse ich mich ungerne. Nummer zwei behalte ich noch bis zum 17. Oktober, obwohl ich sie auch postwendend hätte auf die Straße setzen müssen – irgendwie ist die aber, etwas blauäugig, unter die Räder der Agentur gekommen, in diesem Fall jedoch ist mitgegangen eben auch mitgehangen, und darum ist für sie mit Ende ihres turnusmäßigen Einsatzes auch Ende Gelände. Um sie tut es mir wirklich leid, weil sie gut ist :-(

Rosen, Astern, Herbstsonne

Rosen, Astern, Herbstsonne

Mit dem 18. Oktober übernimmt hier eine neue Agentur und dann, hoffe ich zumindest, läuft alles so, wie es laufen soll. Wäre wirklich schön, denn ein paar späte Rosen möchte ich von diesem vertraxten Jahr schon noch haben – ist ja nicht zu viel verlangt – oder?

Raum ist in der kleinsten Hütte

wenn schon nicht für ein glücklich liebend Paar, so doch für eine Kochstelle. Für den Notfall. Der dann eintritt, wenn mich Pflegerin Nummer eins zu sehr nervt. Und das tut sie, weil sie einen ausgeprägten Reinlichkeitsfimmel hat und immer und überall Kurkuma verwendet. Selbst zum Mehl, das sie zum Panieren von Schnitzeln verwendet, gibt sie Kurkuma. Nach einigen Tagen stinkt das ganze Haus nach Kurkuma und Lysoform. Außerdem badet sie Hühnchenteile vor dem Zubereiten mindestens zwei Stunden in warmem Wasser, weil das die Salmonellen herauszieht. Was blieb mir also Anderes übrig als für die Möglichkeit der Selbstversorgung zu sorgen.

Eigener Herd ist Goldes wert

Eigener Herd ist Goldes wert

Das sind allerdings nicht die einzigen Veränderungen im Hause Zartgrau. Am Donnerstag werden einige Möbel geliefert, am Wochenende wird geschraubt, was das Zeug hält und dann gibt es hier auch einen großen Esstisch und bequeme Stühle, damit man wieder gemütlich zusammensitzen kann, ohne dass die Pflegerin dabei ist. Schließlich gibt es in einer Familie nicht nur small talk, sondern auch Dinge, die besser ohne neugierige Außenstehende besprochen werden wollen. Und Familienangehörige und Freunde, die Hunde haben, für die drüben Hausverbot besteht. Darum habe ich jetzt Nägel mit Köpfen gemacht und etwas für mein Wohlbefinden getan. Ärger macht nämlich alt und mit dem Altwerden will ich mir noch etwas Zeit lassen.