ZARTGRAU

Anno dazumal

Hasse Grammeln

Nicht grad die ideale Jahreszeit um Grammeln/Grieben zu essen, aber was soll man machen, wenn man genau jetzt welche geschenkt bekommt? Und zwar welche erster Güte, ganz frisch und aus privater Hand – zu solchen Grammeln kommt man so gut wie nie: klein und gerade richtig ausgebraten – nicht so grausliche dicke, fette Dinger, die man sonst überall angeboten bekommt. Da muss man sich schon opfern, auch wenn es draußen 25° hat.

Heiße Grammeln wie anno dazumal

Für die hassen/heißen Grammeln braucht man aber nicht nur Top-Grammeln, sondern auch ein emailliertes oder eisernes Reindl, wenn man es stilecht haben will. Als Zutaten reichen dafür etwas Salz, 1-2 Knoblauchzehen und ein paar Scheiben dünn geschnittenes dunkles Brot. Die Grammeln werden im Reindl erhitzt, gesalzen und mit gepresstem oder zerdrücktem Knoblauch verrührt. Dann reißt man ein Stück vom Brot ab, nimmt es zwischen Daumen und Zeigefinger, fasst damit die Grammeln und steckt sich das Ganze in den Mund. Ein Stamperl zur Verdauung kann hintnach nicht schaden. Oder man macht einen langen Spaziergang mit den Hundis in den Wald und hofft, dass man niemanden trifft, den man mit dem anhaftenden Knoblauchduft aus den Pantoffeln wirft.

Bonnie & Clyde

80 Jahre ist es her, dass Bonnie & Clyde im Kugelhagel der Polizei gestorben sind. Aber um diese zwei Gangster geht es hier nur insofern, als sie als Namensgeber für zwei entzückende Coton de Tulear-Welpen, die ich im Herbst 1991 aus einem Schweizer Kennel in die Steiermark holte, dienten. Leider habe ich kaum noch Fotos aus dieser Zeit, aber eines, auf dem sie zusammen abgebildet sind, konnte ich noch auf meiner Festplatte finden:

Bonnie (re) und Clyde (li)

Beide waren Österreiche und Internationale Schönheits-Champions (FCI), Bonnie hat bei der Welthundehausstellung in Dortmund 1992 den 2. Platz belegt und uns bei zwei Würfen acht prachtvolle Welpen geschenkt. Sie war ein Ausbund an Übermut, total verschmust, konnte aber auch ein richtiger Borschten sein, wenn sie jemanden nicht mochte. Große, dunkle Hunde zum Beispiel waren ein rotes Tuch für sie und ich denke noch mit Entsetzen daran, wie sie – ganze 4 kg schwer – einem Rottweiler in den Hinter gebissen hat, weil er sie schief angesehen hatte. Clyde war genau das Gegenteil von ihr. Ruhig und ausgeglichen und zu jedem lieb und freundlich. Die BGH I hat er mit Vorzüglich abgelegt, aber dann war Schluß mit Hundesport. Den Agilitykurs haben wir zwar absolviert – er hat alles Geräte beherrscht – aber wenn er keine Lust mehr hatte, hat er sich seelenruhig hingelegt und gemeint: lauf du nur, aber lass mir mei Ruah :-)

Bonny & Clyde sind schon vor Jahren über die Regenbogenbrücke gegangen, aber ich denke noch sehr gerne an sie. An Clyde, weil er ein wunderbarer Hund mit Charakter war und an Bonnie, weil sie mir einen Schatz geschenkt hat, der mich viele Jahre durch nicht immer leichte Zeiten begleitet hat. Aber das ist eine andere Geschichte.

Häferlkaffee

Zum Begriff Häferlkaffee hört man die kuriosesten Erklärungen. Die einen meinen, es handelt sich dabei um Kaffee, der in einem großen Porzellanbecher serviert wird, andere glauben, dass Häferlkaffee eine dünne Brühe ist.

Korrekt ist keine dieser Erklärungen. Unter Häferlkaffee versteht man Kaffee aus sogenanntem Ersatzkaffee, der aus verschiedenen Getreidesorten, Wurzeln oder Früchten hergestellt und aus großen, etwa 250 ml fassenden, geradewandigen Häferln getrunken wird. Die Älteren und die Landeier unter uns können sich bestimmt noch an Feigenkaffee, Zichorienkaffee oder Kaffee aus gerösteter Gerste und Roggen erinnern. Kaffeebohnen waren in früheren Zeiten für das Gros der Bevölkerung unerschwinglich, sogar die Bessergestellten tranken „echten“ Kaffee nur am Sonntag oder an Feiertagen und mussten sich unter der Woche damit begnügen, ein paar echte Bohnen dem Kaffeeersatz hinzufügen zu können.

Serviert wurde dieser Ersatzkaffee in geräumigen Tassen, den Häferln, mit reichlich Milch. Bekannte Marken waren zum Beispiel Corona, Kathreiner, Titze, Linde und so weiter, die auch heute noch sowohl in Supermärkten, als auch online erhältlich sind, denn zwischendurch belächelt, feiert der Häferlkaffee wieder fröhliche Urständ. Ich gestehe, dass ich hin und wieder, vor allem jetzt im Winter oder wenn ich in der Steiermark bin, gerne ein Häferl davon trinke. Meine zur Zeit bevorzugte Sorte ist Melanda gold kräftig mit etwa 30% Bohnenkaffeeanteil.

Großmutters Kaffeehäferl

Das Kaffeehäferl, das ihr oben seht, ist an die achtzig Jahre alt und ein Mitbringsel meiner Großmutter aus Mariazell, einem Wallfahrtsort in der Steiermark. Darf man den Erzählungen unserer Senioren im Familienkreis glauben, hat sie es nur an Sonntagen benutzt. Seit ihrem Tod vor 40 Jahren steht es als Andenken an sie im „Erinnerungsschrank“ meiner Mutter – besser gesagt, stand – denn vor Kurzem habe ich es mit dem Versprechen, es in Ehren zu halten, geschenkt bekommen.