ZARTGRAU

Jährliche Archiv: 2012

Das Christkind im Nussbaum

Die ersten zehn Jahre meines Lebens habe ich mit Eltern und Bruder auf dem Vierkanthof meiner Großeltern verbracht. Mitten im riesigen Innenhof stand ein gewaltiger Walnussbaum. Als meine Mutter noch ein kleines Kind war, hatte Großvater diesen Nussbaum gepflanzt, weil er erst spät im Frühling seine Blätter bekommt aber sie früh im Herbst wieder abwirft und somit der richtige Baum war, der dann Schatten spendet, wenn er wirklich gebraucht wird – im Sommer. Der zusätzliche Nutzen, nämlich Fliegen fernzuhalten und reichlich Früchte für köstliche Mehlspeisen zu liefern, war vor allem für meine Großmutter wichtig, dafür hat sie auch das Wegräumen der großen Laubmassen, die im Herbst anfielen, auf sich genommen.

Für meinen Bruder und mich hatte der Nussbaum eine gänzlich andere Bedeutung – er war unser zentraler Spielplatz. An einem seiner dicken Äste hatte unser Vater eine Schaukel angebracht und auf der anderen Seite, am dicken, knorrigen Stamm, konnten wir auf unserem Sandhaufen spielen. Ja, es war wirklich ein Sandhaufen, keine Sandkiste, wie man sie heute kennt. War der Haufen auseinandergetreten oder hatten wir für unsere kleinen Holzstücke, die einmal Autos, das andere Mal Eisenbahnen waren, ein weitläufiges Straßen- oder Bahnnetz angelegt, hat Mutti den Sand mit einem groben Reisigbesen wieder zusammengekehrt und gut wars.

Kam der Herbst, halfen wir eifrig, die vom Baum gefallenen Nüsse einzusammeln. Großmutter hat die Nüsse dann auf große Backbleche gelegt und über Nacht in die Röhren des gesetzten Herdes in der Küche geschoben, wo sie durch die Restwärme über Nacht sanft getrocknet wurden. Irgendwann, als uns Großmutter für groß genug hielt, durften wir auch beim Öffnen der Nüsse mithelfen. Wir hatten damals keinen Nussknacker, sondern öffneten die Nüsse mit einem kleinen, spitzen Messer, indem wir an der oberen Seite der Nuss mit der Messerspitze in die Naht stachen und die Nuss, durch gleichzeitiges Drehen des Messers, spalteten. Das gelang meist ganz problemlos und wenn nicht, wurde mit einem kleinen Hämmerchen die Schale zerschlagen. Das musste aber ganz vorsichtig geschehen, denn Großmutter legte großen Wert darauf, dass kein unbrauchbarer Nussmatsch entstand, schließlich waren Nüsse etwas Kostbares, aus dem für die Großfamilie zum Weihnachtsfest reichlich Nusspotizen und Nussbusserl gebacken werden sollten.

An irgend einem Abend im Advent des Jahres 1957 ist dann etwas geschehen, was weder mein Bruder noch ich je vergessen werden. Wir hatten beide fleißig geholfen, die Früchte aus den Nusshälften zu kletzeln und sind von Großmutter noch mit einer Tasse heißem Kakao und einem Rahmkekserl aus der weihnachtlichen Keksdose verwöhnt worden. Mit einem Gute-Nachtbusserl drückte sie das kleine Händchen meines Bruders in meines und schickte uns Kinder über den Hof zu unseren Eltern. Kaum hatte Großmutter die Tür hinter sich geschlossen, hörten wir ein leises Rascheln, ein Flügelschlagen, aus dem kahlen Geäst des Nussbaumes. Und ob ihr es wahr haben wollt oder nicht – da saß es, das Christkind. Weißstrahlend, aber viel kleiner, als wir es uns in unseren Kinderträumen vorgestellt hatten, bekleidet mit nichts als einem dünnen, weißen Hemdchen, lächelte es uns an und flog, mit seinen kleinen Ärmchen winkend, wieder in den wintergrauen Himmel.

Geglaubt hat uns niemand, als wir unser Erlebnis ganz aufgeregt erzählt hatten. Mutti, Papa, Großmutter und auch Tante Nanni schmunzelten, flüsterten dann aber hinter vorgehaltener Hand von Eulen, Käutzchen oder Tauben. Nur Großvater blieb fast ganz ernst, obwohl seine Augen spitzbübisch funkelten und meinte, dass es ganz bestimmt nichts Anderes als das Christkindl gewesen sein konnte.

Heute gibt es den großen, alten Nussbaum unserer Kindheit nicht mehr und auch nicht den Vierkanthof. Es gibt nur noch das Häuschen meiner Mutter und das Sommerhäuschen als Teile davon. Die Großeltern sind seit langem tot, wir schon längst keine Kinder mehr und etwa dort, wo früher der Nussbaum stand, steht nun eine vom kletternden Spindelstrauch überwachsene Säule. Aber jedes Jahr zur Weihnachtszeit denken wir daran, dass wir das Christkind gesehen haben, damals vor vielen, vielen Jahren, hoch oben in unserem geliebten Nussbaum.

Schoko-Nusskuchen

An Tagen, an denen es etwas zu feiern gibt, darf man sich schon mal ein Kuchenfrühstück leisten. Und das tue ich heute und lass mir den Schoko-Nusskuchen ganz ohne schlechtes Gewissen schmecken.

Schoko-Nusskuchen

Du brauchst:

250 g Butter
150 g Zucker
1 Packerl Vanillezucker
6 Eier, getrennt
250 g geriebene Nüsse
120 g Mehl
3/4 Packerl Backpulver
100 ml Milch
150 g Haushaltsschokolade

Und so wird ein Kuchen daraus:

Milch in einem kleinen Topf erwärmen, Schokolade in kleine Stücken brechen und in der Milch auflösen. Butter mit Zucker, Vanillezucker und den Eidottern schaumig rühren. Nüsse, Mehl und Backpulver mischen und nach und nach mit der überkühlten Schokoladenmilch unter die Buttermasse rühren. Eiweiß steif schlagen und ebenfalls unterheben. Beliebige Kuchenform fetten, Teig einfüllen und das Ganze bei 180° im vorgeheizten Backrohr etwa 45 Minuten auf der unteren Schiene backen. Stäbchenprobe machen! Form aus dem Ofen nehmen und nach etwa 10 Minuten auf ein Kuchengitter stürzen. Nach dem Abkühlen anzuckern und schmecken lassen.

Tipp: Dieser Kuchen ist sehr saftig und lässt sich, in Folie gewickelt oder in einem entsprechenden Kuchenbehälter, sehr gut einige Tage aufbewahren.

Ach ja – der Grund zum Feiern ist der, dass vorhin der Schlosser da war und wir noch vor Weihnachten sowohl die Kellertüre wieder versperren können, als auch die Haustüre repariert bekommen. Print This Post

Zuckerzwieback

Als ich unlängst dabei war eine Kanne Tee aufzubrühen, ist mir plötzlich Großmutters Zuckerzwieback, den wir Kinder im Winter immer zu einer Tasse Tee bekommen hatten, eingefallen. In den Geschäften konnte ich aber leider keinen finden, kann mich aber gut erinnern, dass es Zuckerzwieback noch vor zehn Jahren zu kaufen gab, hergestellt von Feldbacher Zwieback, die aber nun scheints nur noch den ganz normalen Zwieback auf den Markt bringen. Da kann man nichts machen, aber Zuckerzwieback musste her. Also habe ich Mütterlein gefragt, wie denn Großmutter den Zwieback gemacht habe. Mutti wusste nur etwas von Germteig, der gebacken und getrocknet und zwischendurch in Zucker gewälzt wurde. In einem alten Kochbuch fand ich dann ein Rezept für Grazer Zwieback, das in etwa dem entsprach, was Mutti mir erzählte.

Aus Großmutters Kochbuch

Die angegebene Milchmenge musste ich zwar verdoppeln, damit ein brauchbarer Teig hergestellt werden konnte, aber ansonsten hat alles gepasst. Die Zubereitung habe ich allerdings ein wenig vereinfacht.

Du brauchst:

600 g glattes Mehl
100 g Zucker
etwas Anissamen
1 Prise Salz
250 ml warme Milch
100 g Butter
20 g frische Germ
3 Eidotter

Mehl, Anis, Zucker und Salz mischen, die Butter in der warmen Milch zerlaufen lassen, Eidotter einrühren, die Germ zerbröseln und auch in der Milch auflösen. Nun alles zusammenmischen und mit dem Mixer (Knethaken) zu einem glatten, geschmeidigen Teig verarbeiten. Teig dritteln und aus jedem Teil einen dünnen, blechlangen Strang rollen.

Teigstränge vor dem Backen

Nun die Teile gut aufgehen lassen und anschließend bei etwa 160°Ober/Unterhitze hell backen und offen mindestens einen Tag stehen lassen.

Fertig gebackene Rohlinge

Am nächsten Tag die Germteigstangen in dünne Scheiben schneiden und Scheibchen für Scheibchen in Staubzucker wälzen und diesen gut andrücken.

Scheibchen schneiden und einzuckern

Gezuckerte Scheiben übereinander legen bis sie „schwitzen“

Sobald die gezuckerten Zwiebackscheiben zu „schwitzen“ beginnen – d.h. sobald sich der Zucker aufzulösen beginnt und der Zwieback aussieht, als ob er von der Mitte her feucht würde – die Scheibchen wieder aufs Blech legen und im Backofen bei etwa 75° Heißluft und halb offener Backofentür trocknen.

„schwitzende“ Zwiebackscheiben im Rohr trocknen

Bei mir hat das etwa eine halbe Stunde gedauert, hängt aber von der Dicke der Zwiebackscheiben ab. Anschließend den warmen Zwieback sofort ein zweites Mal im Staubzucker wenden, damit er schön weiß wird.

Fertiger Zwieback

Nun den fertigen Zwieback vollständig auskühlen lassen und in einer gut schließenden Dose aufbewahren.

Tipp: Wer den Zuckerzwieback mit Vanillegeschmack mag, sollte den Anis im Teig weglassen, denn Vanille im Eindrehzucker plus Anis könnte ein wenig zu viel sein. Ist aber natürlich Geschmacksache. Print This Post