ZARTGRAU

Monatliches Archiv: Juni 2012

Schwarzer Holunder

Im reiferen Alter soll das Langzeitgedächtnis ja wieder sehr aktiv arbeiten und darum gehe ich mal davon aus, dass sich Einige von euch schon wieder an die Mitte der Fünfziger des vergangenen Jahrhunderts erinnern können. Wenn Lolita Anno Schnee auch vom Weißen Holunder trällerte, bezog sich die Bezeichnung „weiß“ einzig und alleine auf die Farbe der Blüten des Schwarzen Holunders. Zur Zeit blüht er wieder überall, der Holunder, den man hier Holler nennt. An den Waldrändern ebenso wie in den großen Plantagen, von denen es hier in der Oststeiermark unzählige gibt.

Holunderplantage am Ortsrand

Zum Einen werden die Blüten, aus denen man köstlichen Sirup macht, geerntet, zum Anderen finden die reifen Beeren Verwendung in der Lebensmittel- und Pharmaindustrie.

Duftende Holunderblüte

Holunder ist sowohl in der Blüte als auch in der Beere reich an Vitamin C und B, an Fruchtsäure und ätherischen Ölen, an Flavonoiden und Anthocyan, das den Beeren die Farbe verleiht und als starkes Antioxydans die Zellmembranen vor Freien Radikalen schützt. Außerdem wirkt die Holunderbeere entzündungshemmend, schmerzstillend und fiebersenkend.

In früheren Zeiten war der Holunder ein beliebter Strauch in der Nähe des Hauses, da man der Meinung war, dass in ihm gute Geister wohnen, die die Hausbewohner vor Hexen und deren schwarzer Magie beschützen würden. War er zwischenzeitlich aus den Hausgärten verschwunden, sieht man den Hollerbusch nun wieder häufiger an den Grundstückgrenzen wachsen.

Hollerkrapfen – mmmmmh

Wäre mein Aufenthalt hier von Dauer und hätte ich irgendwas mitzureden, hätte ich schon längs einen gesetzt, denn ich esse Hollerkrapfen für mein Leben gerne und mag auch den selbstgemachten Hollersaft. Will ich also mal einen Hollerkrapfen essen, muss ich mich schon ins Gestrüpp an den Waldränder begeben, still und heimlich auf einer Plantage ein paar Blüten klauen oder den Besitzer fragen, ob er mir ein paar verkauft. Heute war ich im Gestrüpp, frühmorgens, als die Hähne krähten, und dann gabs lecker Krapfen zum Frühstück :-)

Erdäpfelmilchbrot

Letztens hab ich wieder einmal in Großmutters alten Kochbüchern gestöbert und habe prompt wieder ein Rezept gefunden, das Erinnerungen an Kindertage geweckt hat. Erdäpfel-Milchbrot – weich, saftig, köstlich. Nicht nur als vollwertiger Gugelhupf-Ersatz zum Kaffee schmeckt es vorzüglich, sondern auch als Unterlage für süßes Obendrauf zum gemütlichen Sonntags- oder Feiertagsfrühstück.

Erdäpfel-Milchbrot

Du brauchst für eine Kastenform:

500 g Mehl (griffig)
250 g gekochte, geriebene Erdäpfel
30 g frische Germ/Hefe oder 1 Packerl Trockengerm
60 g Zucker
etwas Salz
abgeriebene Schale einer halben, unbehandelten Zitrone
etwas Anis
130 ml Milch
50 g Butter
1 Ei
50 g Rosinen – wenn man sie mag

Und so wird ein Erdäpfel-Milchbrot daraus:

Mehl, Germ, Zucker, Anis, Zitronenschale, die gerieben Erdäpfel und Rosinen in eine Schüssel geben und vermischen.

Milch erwärmen, die Butter darin schmelzen, das Ei dazugeben und alles zusammen verquirlen. 2-3 Esslöffel dieser Mischung zum Bestreichen zur Seite stellen, den Rest zum Mehl geben und mit dem Handmixer (Knethaken) zu einem geschmeidigen, glänzenden Teig verarbeiten. Gehen lassen, bis sich die Teigmenge in etwa verdoppelt hat.

Den Germteig noch einmal zusammenkneten und in eine ausgebutterte Kastenform füllen. Noch einmal gehen lassen, Oberfläche mit der restlichen Milch bestreichen, das Erdäpfel-Milchbrot bei 180° eine gute halbe Stunde backen. Stäbchenprobe machen! Nach dem Backen auf einen Kuchendraht stürzen und auskühlen lassen.

Tipp: Für den Teig am besten mehlige Erdäpfel verwenden und die Erdäpfel möglichst schon am Vortag kochen. Wer es verträgt, probiert es lauwarm – ein Gedicht! Print This Post