ZARTGRAU

Monatliches Archiv: Januar 2013

Die Nacht der Pudelmutter

In der Nacht vor Heilig Drei König kam hier in der Fürstenfelder Gegend vor 50 Jahren noch die Pudelmutter in die Häuser. Nein, mit Hunden hatte dieser Brauch nichts zu tun. Der Name kam daher, dass die Pudelmutter – ein altes, verhutzeltes, gebückt gehendes Weiberl mit tief ins Gesicht gezogenem Kopftuch – von Haus zu Haus ging, die Tür aufgerissen und wortlos aus einem flachen Korb Äpfel, Nüsse und einige Leckereien in den Raum geschmissen hat. Die Gaben sind über den Fußboden „gepudelt“, wie man das Rollen im Volksmund nannte.

Dieser Brauch dürfte aus dem italienischen Raum stammen, in dem ja in der Nacht vom 5. auf den 6. Jänner die Befana ihre Gaben an die Kinder verteilt. Aber nicht nur für uns Kinder war die Pudelmutter ein willkommener Gast. Meine Großmutter war felsenfest davon überzeugt, dass die Hühner im neuen Jahr weniger Eier legen würden, sollte sie einmal ausbleiben. Darum hat sie auch zeitlebens darauf geachtet, dass sich meine Tante an jedem 5. Jänner in ein altes Weiberl verwandelt und recht viele Gaben für uns Kinder hereinpudeln ließ.

Sahnehäubchen

Der Begriff Sahnehäubchen ist zwar alles andere als österreichisch – I-Tipferl oder Schlagobershauberl würde vermutlich zu leichten Irritationen führen – also bleib ich bei dem Synonym Sahnehäubchen für etwas, das den letzten Schliff verpasst, zumal es sich ja auch tatsächlich um Sahne, also Obers, handelt.

Suppe

Kartoffelsuppe mit Oberskren

Denn genau das tut der Gupf aus Schlagobers, Salz, Pfeffer und frisch gerissenem Kren. Richtig, es ist Oberskren – in deutschen Landen unter Meerrettichsahne bekannt- und ein Überbleibsel von Silvester. Eine mit Himbeeressig fein gewürzte Erdäpfel-Gemüsesuppe damit gekrönt, ergibt einen mollig weichen Gaumenkitzel. Probiert es einfach einmal aus – ich war selber überrascht über den herrlichen Geschmack und außerdem ist es auch schön anzusehen, wenn das dick aufgeschlagene Obers an der Oberfläche der heißen Suppe cremig zerfließt.

Jägerwecken

Wer eine handfeste Unterlage für lange, feuchtfröhliche Nächte braucht, ist mit einem Jägerwecken bestens bedient.

Jägerwecken

Jägerwecken – das Original nach Großmutter

Vor einigen Jahren hatte ich ihn im Coffeetalk schon einmal vorgestellt, aber beim Umzug ist der Beitrag scheints verloren gegangen. Darum gibt es hier noch einmal ein Rezept dafür, weil ich eh grad für Silvester wieder am Kalorienbombenbasteln war.

Du brauchst:

2 Sandwich-Wecken
500 g gute Butter
350 g Selchfleisch
300 g Gouda
5 Essiggurkerl
½ Zwiebel
4 hartgekochte Eier
2 EL Dijon-Senf
Salz
Pfeffer

Zutaten

Zutaten auf einen Blick

Die beiden Sandwich-Wecken jeweils in der Mitte quer durchschneiden und mit einem langen Messer die Krume herausschneiden, mit den Fingern zerzupfen und beiseite stellen.

Selchfleisch, Käse, Gurken, Eier und Zwiebel in kleine Würferl schneiden und miteinander vermischen. Die Butter mit dem Handmixer schaumig rühren, den Senf dazu geben. Nun die Brotkrumen kräftig unter die Butter rühren und zum Schluss alle gewürfelten Zutaten. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Die Füllung eine Stunde durchziehen lassen und bei Bedarf nachwürzen.

Füllung

Fertige Füllung

Nun die fertige Fülle mit einem Kochlöffel peu a peu in die ausgehöhlten Sandwich-Hälften füllen und sorgfältig festdrücken, damit möglichst keine Hohlräume entstehen, dabei aber aufpassen, dass man die Brotrinde nicht durchstößt. Die Jägerwecken in Frischhaltefolie wickeln und einige Stunden kühl stellen. Zum Servieren in nicht zu dicke Scheiben schneiden.

Tipp: Statt Schinken kann man auch verschiedene Wurst- oder Bratenreste verwenden und noch Kapern und andere Gewürze dazu geben – der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Außerdem lässt sich der Jägerwecken prima einfrieren, so dass man für diverse Festivitäten immer einen kleinen Vorrat bereit hat.

Nachtrag: Es tut dem Geschmack keinen Abbruch, wenn man die Hälfte der Butter durch Topfen/Quark oder Ricotta ersetzt – ganz im Gegenteil. Print This Post