ZARTGRAU

Monatliches Archiv: April 2013

Vom Weichfleisch

Ostern ohne Osterfleisch und Osterjause geht überhaupt nicht. Bevor man sich allerdings den österlichen Genüssen hingeben darf, sind allerlei Regeln einzuhalten. Von der ersten – dem sachgerechten Kochen des Osterfleisches – habe ich bereits im vorigen Beitrag berichtet. Da es aber in der heutigen Zeit für die Meisten aus technischen Gründen unmöglich ist, das Geselchte nach dieser Regel zu kochen, darf dabei getrickst werden.

Nicht tricksen darf man bei der zweiten Regel, denn sonst wird man gleich auf der Stell‘ vom Teufel geholt. Diese Regel besagt, dass das erste Fleisch, das man nach der Fastenzeit isst, geweiht sein muss. Darum gibt es am Karsamstag in jeder Pfarre verschiedene Termine an verschiedenen Orten, an denen man das Osterfleisch weihen – sprich: weichen – lassen kann. Bis es allerdings soweit ist, muss man wiederum Regeln beachten.

Korb

Weichfleischkorb

Zum Ersten braucht man einen netten Korb zum Transport von Fleisch, Würsten, Käse, Kren, Paradeisern, Paprika, gefärbten Eiern, Osterbrot, Salz und was immer man noch zur Osterjause mag. Nun muss man entscheiden, ob man das alles unverpackt oder in Papier- oder Stoffservietten gehüllt, in den Korb legt. Plastiksackerl, Frischhalte- oder Alufolie geht überhaupt nicht, denn da geht „die Weich“ nicht durch. Darum muss man auch die Eier andepschen, denn- richtig! – durch die Eierschale geht sie auch nicht durch, die Weich. Hat man nun alles fachgerecht verstaut, wird der Inhalt des Korbes abgedeckt. Dazu nimmt man ebenfalls eine Stoffserviette, oder, wenn man was auf sich hält, ein mit christlichen Symbolen im Kreuzstich besticktes Weichkorbdeckerl. Mein Weichkorbdeckerl hat für mich meine Patentante, die auch meine Lieblingstante war, vor vielen Jahren gestickt und darum wird es auch in Ehren gehalten.

Hat man das alles erledigt, schickt man die Jugend oder eventuell vorhandene Ehemänner, Schwägerinnen oder wer immer es grad verabsäumt hat, sich irgend eine Tätigkeit, die unverzüglich und unaufschieblich ist, auszudenken, mit dem Korb zeitgerecht zur Kirche, um die Weich abzuholen. In der Zwischenzeit deckt die züchtige Hausfrau den Ostertisch und schmückt ihn reichlich mit Blumen, Häschen, Küken und bunten Eiern.

Ist dann endlich das Weichfleisch wieder zurück in der Küche, ist es in unserer Familie so, dass der Hausherr – in diesem Falle mein Bruder – das Gweichte aufschneidet und hübsch auf einer oder mehreren Platte arrangiert.

Heute ist es üblich, dass man nur grad soviel Speisen zur Weihe bringt, dass für jeden der anwesenden Gäste je eine Scheibe Geselchtes, Käse, Brot, ein buntes Ei und etwas Gemüsebeilage anfällt, denn es darf keine Reste geben, die dann niemand mehr mag. Erst wenn das Gweichte aufgefuttert ist, gibt es Nachschub vom reichlich vorhanden profanen Vorrat.

In früheren Zeiten, habe ich mir erzählen lassen, wurden ja die Speisen für die gesamte Osterzeit geweiht. Die Bauern brachten dazu riesige und entsprechend schwere Körbe mit der Verköstigung für die damals üblichen Großfamilien zur Weihe. Bei den reichen Bauern waren diese Körbe durchaus mit Essbarem gefüllt, die weniger Reichen sollen aber schon mal auch Steine oder Rüben mit in die Körbe gepackt haben, damit keiner merken sollte, dass Schmalhans Küchenmeister war. In vielen Gegenden ist es zudem heute noch Brauch, das Weihfleisch erst nach der Auferstehungsfeier zu essen, also am Morgen des Ostersonntags und nicht schon nach der Fleischweihe.

Heidelbeerpalatschinken

Im Tiefkühler habe ich noch eine 750 ml-Dose mit Heidelbeeren aus der vorjährigen Ernte gefunden, die aufgegessen werden wollten. Kuchen brauchte ich keinen, also habe ich Heidelbeer-Palatschinken gemacht.

Heidelbeerpalatschinken

Heidelbeerpalatschinken mit Schlagobers

Palatschinkenteig:

250 ml Milch
2 Eier
1 EL Zucker
1 EL zerlassene Butter
1 EL Cognak
1 Prise Salz
und so viel Mehl, dass ein dünner Palatschinkenteig entsteht.

Während der Teig ruht, die gefrorenen Heidelbeeren mit 1 EL Zitronensaft, etwas Zimt und Zucker nach Geschmack kurz aufkochen. 1 TL Stärkemehl in etwas Cassis oder Brombeerlikör auflösen und das Heidelbeerkompott damit binden.

Aus dem Teig dünne Palatschinken/Crêpes backen. Mit dem Heidelbeerkompott füllen und mit Schlagobers servieren. Print This Post

Lasagne mit Winterportulak

Habt ihr schon einmal Winterportulak gegessen? Schon im Vorjahr hatte ich Winterportulak im Garten angesät und eigentlich nicht gewusst, was ich denn damit anfangen soll. Einige Male habe ich ein paar Blättchen davon zum Salat gegeben, aber das war es dann auch schon, zumal der Geschmack nicht von dem von grünem Salat abgewichen ist. Also sind die Pflanzen im Beet herumgestanden und haben sich reichlich selbst ausgesät.

Winterportulak

Winterportulak in rauen Mengen

Das Resultat ist nun ein wahrer Winterportulak-Teppich, der sich über das ganze Kräuterbeet ausbreitet. Was tun? Ausreißen oder doch noch einmal im Netz nach einer Verwendungsmöglichkeit suchen? Also habe ich gesucht und bin auch fündig geworden – und zwar bei WDR Servicezeit, wo Björn Freitag Cannelloni mit Winterportulak vorstellt. Im Großen und Ganzen habe ich mich an das Rezept von Björn Freitag gehalten, aber in Ermangelung von Cannelloni-Röllchen eine Lasagne daraus gemacht. Paradeiser hatte ich leider nicht vorrätig und damit auch Mütterlein wenigstens ein klein wenig davon probiert, habe ich zwei dünne Scheiben Räucherschinken in kleine Würferl geschnitten und dazu gegeben.

Lasagne

Eine der Ricotta-Winterportulak-Schichten

Als die Lasagne mit Winterportulak aus dem Ofen kam, hat sie so ausgesehen:

Lasagne

Fertige Winterportulak-Lasagne

Und sie hat wunderbar geschmeckt! Nächste Woche gibt es noch einmal eine bevor die Saison zu Ende ist – und eine Pflanze werde ich stehen lassen, damit wir im nächsten Frühling auch wieder in diesen Genuss kommen.

Noch einmal der Link zum Rezept und Video auf WDR-Servicezeit.