ZARTGRAU

Monatliches Archiv: Juli 2013

Wegwarte

Um diese Zeit blüht sie hier überall an den Straßenrändern und auf Schutthalden – die blaue Wegwarte. Botanisch gehört sie zu den Zichoriengewächsen und ist somit unserem Endiviensalat verwandt. Ihre langen Pfahlwurzeln wurden während der Kriegsjahren ausgegraben, geröstet, gemahlen und als Kaffeeersatz verwendet.

Wegwarte auf einem stillgelegten Parkplatz

Ob dieser Zichorienkaffee geschmeckt hat, weiß ich nicht, aber geschadet kann er nicht haben, da der Wegwartewurzel verdauungsfördernde Inhaltsstoffe nachgesagt wurde. Aber nicht nur die Wurzeln wurden und werden verwendet. Tee aus Blüten und Stängeln soll blutreinigend, schleimlösend und positiv auf Magen, Nieren und die Leber wirken.

Die Blaue Blume?

Ob die Wegwarte die Blaue Blume ist, von der Novalis in seinen romantischen Dichtungen schreibt und die zum Symbol für Liebe, Treue und Sehnsucht wurde, weiß man nicht mit Sicherheit. Es ranken sich jedoch einige mythische Geschichten um dieses blaue Blümchen. So soll es einer Sage nach eine verzauberte Jungfrau sein, die am Wegesrand auf die Rückkehr ihres geliebten Ritters wartete. Als dieser aber nicht aus dem Krieg zurückkehrte, die Jungfrau aber die Hoffnung auf ein Wiedersehen nicht aufgeben wollte, erbarmte sich ihrer der Himmel und verwandelte sie in eine blaue Blume, die fortan den Namen Wegwarte trug.

Zitronenhendl

So brutal es für einen Nachtvogel wie mich auch ist, morgens um sechse vom Wecker aus dem Schlaf gerissen zu werden, so angenehm ist es, um zehne unter der Dusche zu stehen und zu sagen: Das Tagwerk ist vollbracht, der Rest gehört mir, ich muss nichts Wichtiges mehr erledigen und kann die Hitze Hitze sein lassen. Schööön!

Sogar auf dem Friedhof war ich heute Morgen schon um zu gießen – und Schneckenkorn zu streuen, denn die Viecher fressen mir, trotz der Hitze am Tag, nächtens die Blumen ab und hinterlassen ihre Schleimspuren auf dem polierten Granit – grauslich, sag ich euch. Da muss ich die Tage mit der Bürste anrücken, denn einfach wegwischen lassen sich diese Spuren nicht, wenn sie einmal von der Sonne ausgetrocknet sind.

Aber wenden wir uns erfreulicheren Dingen zu. Dem Zitronenhendl zum Beispiel, das ich gestern gemacht habe, obwohl ich eigentlich nichts Warmes mag, wenn es so heiß ist. Eigentlich :-), aber wenn Gemüse und Kräuter verführerisch aus dem Ofen duften, überkommt sogar mich der Appetit.

Vorher

Ich hatte noch 2 Hendlkeulen im Kühlschrank, die weg mussten. Mütterchen war ja für Backhendl, aber die kann ich auch machen, wenn die Kräuteln nimmer im Überfluss vorhanden sind. Also habe ich die Keulen mit Zitronensaft eingerieben, gesalzen und gepfeffert, zuerst etwas Olivenöl und dann die Keulen in die Pfanne getan. Aufgefüllt habe ich mit ungeschälten, neuen Kartoffeln und – nicht schrecken, mit 10 geschälten, ganzen Knoblauchzehen. Eine große, grob zerteilte Paprikaschote, Paradeiser, reichlich Zitronenthymian, Rosmarin und Salbeiblätter wurden darüber gepackt und zum Schluss habe ich das Ganze noch mit Zitronensaft und zwei kleinen Tassen Suppe unter- und, nicht grad zimperlich, mit Chiliöl übergossen. Eine gute Stunde musste die Pfanne nun ins sehr heiße Backrohr.

Nachher

Nach einer halben Stunde habe ich Kräuter und Gemüse an den Pfannenrand gerückt, damit die Keulen auch Farbe nehmen können, dabei aber darauf geachtet, dass die Salbeiblätter oben drauf zu liegen kamen. Die werden dann nämlich richtig krachend kross und sind für sich alleine schon ein Genuss. Geschmeckt hat es genial, das Piperl war butterzart-saftig und der Rest hat sich zu einer Aromasynphonie verbunden, die meinen und Mütterchens Gaumen erfreut hat. Musst du wieder machen, hat Mütterlein gesagt, braucht wirklich nicht immer Backhendl zu sein. Print This Post

Die Sache mit der Sachertorte

Der Blog von Ilse ist für mich immer wieder eine Fundgrube und ihre Küchenexperimente inspirieren mich dazu, selber Neues oder auch ins Abseits geschobenes Altbekanntes auszuprobieren. Altbekannt ist zum Beispiel Sachertorte. Sachertorte habe ich bisher noch nie gemacht, weil ich, nachdem ich zwei Mal eine Original-Sachertorte gegessen hatte – Franz Sacher verzeihe mir – zur Überzeugung gekommen bin, dass diese Torte mehr verspricht, als sie dann auch hält.

Nachdem nun Ilse eine gebacken hat, habe ich mich auch auf die Suche nach einem alten Rezept gemacht und bin fündig geworden. Aus welchem Jahr das Kochbuch ist, kann ich nicht sagen, weil sowohl der Buchdeckel als auch einige anderen Seiten fehlen, es müsste aber irgendwann in der Zeit zwischen WKI und WKII erschienen sein. Um die Sache zu vereinfachen hier die Fundstücke diverser „Sachertorten“:

Das Rezept, das ich als Grundlage für „meine“ Sachertorte genommen habe

Varianten für Torte nach Sacher-Art

Und dann habe ich auch noch das Rezept für Sachertorte aus meinem Sacher-Backbuch, das auch HIER nachzulesen ist. Klarerweise ist auch das nicht das Originalrezept, das ja streng geheim ist. Zudem wird auch die Sachertorte laut Rezept im Sacher-Backbuch mit Marillenmarmelade gefüllt, was ja überhaupt gar nie nicht geht :-)

Das Resultat meines Versuches, eine Torte nach Sacher-Art zu machen, sieht so aus:

Torte nach Sacher-Art – schmeckt fantastisch und ist überhaupt nicht trocken

Gemacht habe ich sie so:

7 Eier, getrennt, Größe XXL von den glücklichen Hühnern meiner Nachbarin
140 g weiche Butter
150 g Kristallzucker
150 g geschmolzene Kuvertüre (musste aufgebraucht werden)
60 g glattes Mehl
60 g Maizena (Reismehl hatte ich nicht zur Hand)

Überzug und Glasur

Ca. 200 g heiße!, passierte Marillenmarmelade zum Aprikotieren
200 g Kristallzucker
1/8 Liter Wasser
150 g geschmolzene Kochschokolade

Boden einer Tortenform, 26 cm Durchmesser, mit Backpapier auslegen, Rand gut fetten. Backofen auf 150° Unter/Oberhitze vorheizen.

Butter mit der Hälfte des Zuckers schaumig rühren, dann nach und nach die Dotter und die weiche Kuvertüre/Schokolade einrühren. Eiklar mit der zweiten Hälfte des Zuckers zu sehr! steifem Schnee schlagen. Mehl und Maizena mischen und zusammen mit dem Eischnee gefühlvoll unter die Butter-Eimasse ziehen. Teig in die Form füllen und etwa 45 Minuten backen.

Torte aus dem Ofen nehmen, mit einem Küchentuch abdecken und gut eine halbe Stunde auskühlen lassen. Dann auf ein Kuchengitter stürzen, Papier abziehen und, wiederum mit dem Küchentuch abgedeckt, ganz erkalten lassen.

Marillenmarmelade erhitzen bis sie blubbert, heiß über die Torte gießen und sofort mit einer Palette verteilen, auch an den Rändern. Etwa zwei Stunden trocknen lassen.

Für die Glasur Zucker und Wasser in einem kleinen Topf erhitzen und in gut 10 Minuten zu Läuterzucker einkochen. Inzwischen die Kochschokolade im Wasserbad schmelzen. Zuckerlösung etwas abkühlen lassen und dann nach und nach mit der geschmolzenen Schokolade kräftig verrühren. Ist die Glasur lippenwarm!, wird sie mit einem Schwupp über die Torte gegossen und sogleich mit einer langen Palette glatt gestrichen.

Zu meiner Überraschung schmeckt die Torte wirklich gut und braucht auch kein Schlagobers, damit sie runterrutscht. Danke, Ilse, für den Denkanstoss – von nun an gibt es auch bei uns hin und wieder eine Torte nach Sacher-Art! Print This Post