Im reiferen Alter soll das Langzeitgedächtnis ja wieder sehr aktiv arbeiten und darum gehe ich mal davon aus, dass sich Einige von euch schon wieder an die Mitte der Fünfziger des vergangenen Jahrhunderts erinnern können. Wenn Lolita Anno Schnee auch vom Weißen Holunder trällerte, bezog sich die Bezeichnung „weiß“ einzig und alleine auf die Farbe der Blüten des Schwarzen Holunders. Zur Zeit blüht er wieder überall, der Holunder, den man hier Holler nennt. An den Waldrändern ebenso wie in den großen Plantagen, von denen es hier in der Oststeiermark unzählige gibt.
Zum Einen werden die Blüten, aus denen man köstlichen Sirup macht, geerntet, zum Anderen finden die reifen Beeren Verwendung in der Lebensmittel- und Pharmaindustrie.
Holunder ist sowohl in der Blüte als auch in der Beere reich an Vitamin C und B, an Fruchtsäure und ätherischen Ölen, an Flavonoiden und Anthocyan, das den Beeren die Farbe verleiht und als starkes Antioxydans die Zellmembranen vor Freien Radikalen schützt. Außerdem wirkt die Holunderbeere entzündungshemmend, schmerzstillend und fiebersenkend.
In früheren Zeiten war der Holunder ein beliebter Strauch in der Nähe des Hauses, da man der Meinung war, dass in ihm gute Geister wohnen, die die Hausbewohner vor Hexen und deren schwarzer Magie beschützen würden. War er zwischenzeitlich aus den Hausgärten verschwunden, sieht man den Hollerbusch nun wieder häufiger an den Grundstückgrenzen wachsen.
Wäre mein Aufenthalt hier von Dauer und hätte ich irgendwas mitzureden, hätte ich schon längs einen gesetzt, denn ich esse Hollerkrapfen für mein Leben gerne und mag auch den selbstgemachten Hollersaft. Will ich also mal einen Hollerkrapfen essen, muss ich mich schon ins Gestrüpp an den Waldränder begeben, still und heimlich auf einer Plantage ein paar Blüten klauen oder den Besitzer fragen, ob er mir ein paar verkauft. Heute war ich im Gestrüpp, frühmorgens, als die Hähne krähten, und dann gabs lecker Krapfen zum Frühstück :-)