ZARTGRAU

Wollspinner

Kommt man auf der Fahrt nach Ungarn kurz nach Fürstenfeld über die steirische Grenze ins Burgenland, bemerkt man ziemlich bald eine Veränderung der Landschaft. Es wird ländlicher, noch flacher und vor allem stehen rechts und links an den Straßenrändern wieder Bäume, wie es früher einmal auch hier bei uns üblich war.

Dunkle Nester in den Bäumen

Kurz nach Rudersdorf fallen einem eigenartige dunkle Gebilde in den Bäumen auf. Mein erster Gedanke war „Fledermäuse“, was natürlich vollkommener Unsinn war, denn erstens hängen hier bei uns die Fledermäuse nicht einfach so in den Bäumen herum und zweitens waren die Dinger dafür auch viel zu groß.

Eigenartige Gespinste in verschiedenen Gößen

Heute wollte ich es wissen, habe meine Digi eingepackt und bin ins Burgenland gefahren, um Licht ins Dunkel zu bringen, denn die für mich mysteriösen Baumanhängsel habe ich bisher nur zwischen Rudersdorf und Dobersdorf gesehen.

Gespinste der Wollspinner

Nachdem ich die Fotos gemacht hatte, suchte ich in Rudersdorf ein nettes Kaffeehaus und fand auch eines. Das Park-Café etwas abseits der Straße, aber darüber demnächst mehr. Ich setzte mich auf die Terrasse, bestellte einen großen Braunen und bevor ich mich versah, saßen schon zwei Einheimische an meinem Tisch, wünschten einen guten Morgen, fragten wie es geht und stellten fest, dass das Wetter angenehm, weil nicht so heiß sei. Na prima, wieder eine neue Erfahrung – hier setzt man sich scheints an einen Tisch, solange es Platz gibt und besetzt erst dann den nächsten. Finde ich toll, man kommt ins Gespräch und es dauerte gar nicht lange, wusste ich, was ich wissen wollte.

Bei den „Nestern“ auf den Bäumen vor dem Dorf handelt es sich um die riesigen Gespinste des Woll- oder Trägspinners, in dem sich die Raupen des Schmetterlings entwickeln. Es würde nimmer lange dauern bis die Raupen die befallenen Äste kahl gefressen hätten, erzählten sie. Die Bäume würden das gut aushalten und im nächsten Jahr wieder durchtreiben. Warum sich vor einigen Jahren diese Nachtfalterart gerade hier auf diesem schmalen Streifen niedergelassen habe, wissen die Einheimischen nicht, vertreiben möchten sie die Tierchen aber auch nicht. Freilich, hat einer gesagt, Seidenraupen wären ihnen lieber, aber man könnte halt nicht alles haben im Leben.