ZARTGRAU

Germknödel

Man mag sie oder mag sie nicht – so einfach ist es mit den Germknödeln. Oder auch nicht. Da gibt es zum Beispiel Leute wie mich, die Germknödel lieben, solange sie nicht mit Powidl gefüllt sind. Wobei ich Powidl mag, aber eben nicht im Germknödel. Warum das so ist, weiß ich nicht und ich will auch gar nicht weiter darüber nachdenken.

Vor vielen Jahren habe ich darum einmal Germknödel selber gemacht. Mit irgendeiner Marmelade drinnen, welche weiß ich nimmer. Die Fülle hätte ja gepasst, aber die Knödel waren überhaupt nicht so, wie ich sie gerne gehabt hätte. Grund war, dass ich sie, wie alle anderen Knödel auch, in heißem Wasser gekocht hatte, mit dem Resultat, dass sie schrumpelig wie eine Hundertzwanzigjährige und glitschig wie ein Frosch waren. Essbar, aber ungustiös. Ich habe sie nie wieder gemacht und auch kein Fertigprodukt mehr gekauft wegen des powidligen Innenlebens.

Als nun Sina in ihrem Blog geschrieben hat, dass sie Germknödel selber gemacht habe, ist mir eingefallen, dass eine Bekannte sie auch selber macht, aber erst, seit sie einen Dampfgarer hat, in dem die Knödel ganz toll gelingen sollen. Nun habe ich zwar keinen Dampfgarer, aber das sollte sich doch irgendwie hinbiegen lassen, habe ich mir überlegt. Und mich gleich ans Werk gemacht und das Rezept bei Sina geklaut.

Einfach nur super gut

Sina nimmt für den Germteig

250 g Mehl
15 g Germ (knapp ½ Würfel)
25 g Butter (2 EL)
30 g Zucker (3 EL)
1 Ei
100 ml Milch
Salz (½ TL)

Kleine Mengen wiege ich meistens nicht ab, darum habe ich in Klammer geschrieben, wie ich mich durchgeschummelt habe. Die Luise hat mich total verdattert angeschaut wegen der Mini-Menge, die sie da kneten soll und ich weiß ganz genau, dass sie sich gedacht hat „faules Luder, das könntest doch locker selber machen“, aber nix da, ich bin in Pension und muss nimmer. Nicht mal ein Patzerl Germteig kneten.

Nach dem Kneten durfte der Teig etwa eine Stunde aufgehen, bevor ich ihn noch einmal zusammengeknetet und dann in vier Teile geteilt habe. Die Teile zu Kugeln schleifen und noch einmal eine Viertelstunde gehen lassen. Nun jede Kugel mit der Handfläche zu kleinen Fladen drücken, in die Mitte Marmelade nach Wunsch setzen (ich habe meine selbstgemachte Marillenmarmelade genommen), die Teigränder zu einem Bündel zusammendrücken und die gefüllten Germknödel abermals vorsichtig, mit der „Naht“ nach unten, zu Kugeln schleifen.

Ein größeres Metallsieb am Boden mit Butter einstreichen, einen Germknödel hineinsetzen und das Sieb auf einen passenden Topf mit etwas kochendem Wasser setzen. Damit der Dampf nicht entweichen kann, das Sieb zudeckeln. Am besten mit einem stark gewölbten Deckel, weil der Knödel ja noch gut aufgeht. Nach 15 Minuten habe ich den Stäbchentest gemacht – der Knödel war durch, aber ich habe ihm sicherheitshalber noch eine Minute in der Sauna gegönnt. Dann lag er da im Sieb, groß und prall und zart wie ein Babypopo.

Während der Knödel im Dampf war, habe ich Mohn mit Staubzucker gemischt und in einem Pfännchen Butter schmelzen lassen. Richtig spannend war dann der Moment, in dem ich den Knödel in den Suppenteller gehievt habe. Fällt er zusammen, oder fällt er nicht zusammen?  Das oben Aufreißen hätte ich mir sparen können, der Knödel war standhaft und ist kein bisschen geschrumpft. Noch einmal in Groß, damit ihr mir auch glaubt, dass man nicht unbedingt einen Dampfgarer für Germknödel braucht. Und um euch Gusto zu machen, natürlich auch :-)

Ein Gedicht….

Einziges Manko – auf diese Weise braucht man pro Knödel je einen Topf mit Sieb. Für zwei Portionen ist das noch machbar, für mehrere nicht mehr. Darum habe ich die restlichen zwei Knödel abgedeckt in den Kühlschrank gestellt und werde testen, ob die morgen noch zu etwas taugen oder nicht. Print This Post

13 Kommentare

  1. Sina

    Die sehen ja wunder, wunderschön aus Gerlinde, und haben ganz sicher auch so geschmeckt!
    Vielleicht sollte ich doch mal meinen AEG Multibackofen (der hat Dampffunktion) Germknödel kochen lassen?

    Das Rezept ist auch nicht von mir, sondern ebenfalls geklaut von http://www.ichkoche.at
    Liebe Grüße!

    1. Gerlinde (Beitrag Autor)

      Wenn du schon so ein tolles Gerät zur Verfügung hast, solltest du das ganz sicher machen!

      Was nun das Rezept anbelangt – bei der Unzahl an Rezepten, die durch Kochbücher und das Netz geistern, kannst eh nimmer genau sagen, wer, was, wann „erfunden“ hat, weil es eh immer nur um Nuancen im Unterschied geht. Im Prinzip stammen wir ja auch alle von Adam und Eva – oder wenn man es so will, vom Affen ab *g*
      Und ich bin mir ganz sicher, dass auf die Idee mit dem Sieb auch schon Tausend andere vor mir gekommen sind!

  2. Sina

    Seh ich ähnlich!
    Trotzdem wenn ich ein Rezept wirklich 1:1 übernehme setze ich immer den Link um von vornherein keine Schwierigkeiten habe,..:-)
    Nächstes Mal mach ich sie im Backofen,..Versuch macht klug.
    Die Idee mit dem Sieb ist klasse!

  3. Lemmie

    Hallo Renate!
    So einen Dampfgarerersatz muss ich auch einmal ausprobieren. Eine super Idee.
    Lieben Gruß
    Lemmie

    1. Gerlinde (Beitrag Autor)

      Es gibt bessere Methoden, wie du weiter unten nachlesen kannst :-)

  4. izzy

    Nein, man braucht wirklich keinen Dampfgarer für´s Germknödelmachen. Ich mach meine immer in einem großen Topf mit passendem Siebeinsatz. Ich mache allerdings nicht nur einen Knödel pro Garungsdurchgang. Wenn man die rohen Knödel wie Buchteln mit etwas Butter einstreicht, dann kann man auch mehrere gleichzeitig garen. Sie lassen sich danach sehr leicht voneinander trennen, gehen trotzdem sehr gut auf. Das einzige Manko ist, dass sie seitlich nicht so schön rund sind. Dem guten Geschmack macht das aber nix und das is schließlich das Wichtigste. Ich fülle meine Germknödel übrigens immer mit Ribiselmarmelade, sie Säure harmoniert perfekt mit der Süsse des Staubzuckers. der mit dem Mohn auf die Knödel kommt.

    Mein Gott, mir lauft grad das Wasser im Mund zusammen.

    Liebe Grüsse izzy

    1. Gerlinde (Beitrag Autor)

      Einen größeren Topf gibt es hier leider nicht aber da wir ja eh immer nur zwei Knödel brauchen, klappt das schon. Dass die Knödel nicht perfekt rund sind, würde mich allerdings auch nicht stören :-)

  5. Kathrin Holas

    Gerlinde, das Rezept kommt wie gerufen. Mein Töchterchen liebt Germknödel – aber selbstgemacht hab ich die bis jetzt noch nie! Scheint ja gar nicht mal so schwierig zu sein – das werde ich demnächst probieren. Und der Hit ist auch, dass das ohne Dampfgarer sichtlich ganz hervorragend funktioniert.
    Danke!

    Herzliche Grüsse!

    Kathrin

    1. Gerlinde (Beitrag Autor)

      Schwierig ist das überhaupt nicht und mit den Tipps und Tricks, die du hier in den Kommentaren nachlesen kannst, bekommst du das sicher hin!

  6. egbert

    DAS IST NACH MEINEM GESCHMACK!
    Germknödel, oder wie man bei uns sagt Hefeklöse, kannte ich aus meiner Kindheit nicht. Erst bei der Oma meiner Frau, aus Schlesien stammend, lernte ich sie kennen, schätzen und lieben. Wir essen sie als herzhafte Variante oder auch süß. Herzhaft, damit meine ich einen tollen Kanichenbraten mit Steinpilzsoße und Hefeklösen. In der süßen Variante lieben wir ganz besonders, die selbst gemachten Hefeklöse mit brauner, leicht gesalzender Butter zu übergießen. Dazu essen wir eingeweckte, süßes Heidelbeeren. Mhm.
    Wir legen über einen Topf mit großer Öffnung ein rundes Leinentuch, spannen das Tuch mit einem passenden Gummi ab, bringen das Wasser zum Kochen, legen die „Rohlinge“ auf das Tuch und stülpen einen zweiten Topf darüber. So passen (je nach Größe der Topföffnung) 6 bis 8 der kleinen Fladen, wie du sie so schön nennst, auf das Tuch. Vielleicht probierst du die Variante mit dem Tuch einmal aus. Unser Tuch ist früher einmal dafür zurecht geschnitten und gesäumt worden. So kann es auch ohne Probleme gewaschen und aufgehangen werden.

    dir noch einen köstlichen Tag,
    egbert

    1. Gerlinde (Beitrag Autor)

      Danke, durch deinen Hinweis auf eine pikante Variante hat es bei mir laut „klick“ gemacht und ich musste an die wunderbaren Böhmischen Knödel zu Schweinsbraten und Sauerkraut denken, die wir immer in Tschechien gegessen hatten. Jetzt weiß ich, was ich zu unseren Gänsebrüsten mit Rotkraut als Beilage machen werden. Wenn es sein muss zerschneide ich dafür das Ersatzstrudeltuch vom Mütterlein *g*

      1. egbert

        Sag Gerlinde, was ist ein Strudeltuch? Nimmt man zum Einrollen des Teiges?

        neugierige Grüße,
        egbert

        1. Gerlinde (Beitrag Autor)

          Ja, auf dem Strudeltuch wird er Teig ausgezogen, gefüllt und dann mit Hilfe des Tuches aufgerollt. Muttis Strudeltücher sind noch aus Leinen, das die Großmutter selber gesponnen hat – also an die hundert Jahre alt.

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