ZARTGRAU

Vorsten Pfingsti

Was den Reichen und mehr oder weniger Schönen der Opernball, ist den Einheimischen – zumindest hier in der Gegend um Fürstenfeld – der „Vorsten Pfingsti“. „Vorsten“ steht für Vor-Fasten und „Pfingsti“ für Donnerstag und bedeutet somit Donnerstag vor dem Fasten.

Im Buch “Österreichische Feste und Bräuche im Jahreskreis” von Helga Maria Wolf, NP Buchverlag, kann man dazu auf Seite 37 nachlesen:

In der Oststeiermark beginnt das wilde Treiben am Foast-pfinzta, dem Donnerstag vor dem Faschingssonntag. An diesem finden Schaubräuche wie das Blochziehen statt.

Nachdem das Blochziehen, so viel ich weiß, nur dann statt findet, wenn im Fasching niemand aus der Gemeinde/Pfarre geheiratet hat und in den letzten Jahrzehnten derartige Feste auf das Faschings-Wochenende verlegt wurden, ist der Brauch, am letzten Donnerstag im Fasching richtig zu feiern, vermutlich in Vergessenheit geraten und wird grad noch von den Alten in aufs Essen reduzierter Form am Leben erhalten.

Und weil Mütterlein um fast nichts auf der Welt auf die Vorsten Pfingsti-Familienbräuche verzichten will, führt mein ersten Weg am Morgen des letzten Donnerstags vor der Fastenzeit in unseren Tante Emma Laden.

Tante-Emma-Laden

Hinter dem Besen ist die Tür zum Krapfen-Glück :-)

Im Tante Emma Laden gibt es nämlich wirklich gute Faschingskrapfen aus einer kleinen Bäckerei in der Region. Faschingskrapfen muss es nämlich geben, an einem Tag wie diesem. Normalerweise hausgemacht, aber da habe ich gestreikt und darum muss ich die Krapfen beim Spörk holen, weil die fast wie hausgemacht schmecken und vor allem eine echte, gute Marillenmarmeladen als Fülle haben. Genau in der richtigen Menge, denn die gelbe Soße, die nur nach Rum schmeckt und in Unmengen aus den gekauften Krapfen quillt und Tischtücher und Blusen versaut, mög ma net.

Die nächste Station ist dann der Hendl-Gölles, denn ohne Backhendl mit Erdäpfelsalat geht auch nix am Vorsten Pfingsti, das war schon bei meiner Großmutter so. Nein, die Großmutter hat die Hendln nicht gekauft, die gab es auf dem Bauernhof in Massen, aber Backhendl gab es an diesem Tag. Und darum hat es heute auch bei uns Backhendl gegeben.

Backhendl

Backhendl zur Feier des Tages

Allerdings nicht mit Erdäpfelsalat sondern mit Blattsalat, weil ich die Erdäpfel zwar rechtzeitig zugestellt, aber vergessen habe, die Platte auch einzuschalten. Und wer war Schuld daran? Der ORF, weil die jetzt auch die Trainingsläufe aus Schladming übertragen. Ich glaube, ich sollte mich beschweren *g*

Heidensterz

Sterz gehörte und gehört teilweise noch heute zum festen Bestandteil der ländlichen Alltagsküche. In unserer Familie wird hauptsächlich der „Hoadnsterz“ oder „Hoarnsterz“ zubereitet. Der Name leitet sich vom Heiden, wie hierzulande der Buchweizen genannt wird, ab.

Heidenmehl, Schweineschmalz, Speck

Die Zubereitung ist keine große Sache. In einem schmalen, hohen Topf kocht man 1 Liter Wasser auf, gibt 1 KL Salz und einen EL Schweineschmalz dazu. Dann schüttet man 250 g Heiden-/Buchweizenmehl mit einem Schwubs ins kochende Wasser, damit sich eine Art Knödel bildet.

Buchweizenmehl-Knödel

Den Mehlknödel etwa 20 Minuten lange bei kleiner Hitze im zugedeckten Topf schwach köcheln lassen. Anschließend die gesamte Kochflüssigkeit abgießen, aber nicht wegschütten. Den verbliebenen Mehlknödel nun mit einer Fleischgabel zerreißen und gut durchrühren, bis sich kleine Bröckerl bilden. Eventuell etwas von der abgegossenen Kochflüssigkeit zugießen – aber vorsichtig, damit der Sterz kein Brei wird.

Fertiger Hoadnsterz – schmeckt viel besser, als er aussieht :-)

Hat der Sterz die richtige Konsistenz, stellt man ihn für weitere 20 Minuten zugedeckt zum Ausdämpfen entweder auf die ausgeschaltete Herdplatte zurück oder ins warme Backrohr.

Man serviert den Hoadnsterz so wie er ist zur Schwammerl- oder Klachlsuppe. Auch zu einer G’selchten Suppn wird er gerne gegessen. Man kann ihm aber auch heiße Grammeln oder ausgebratene Speckwürferl unterrühren, dann schmeckt er köstlich zu einer Schüssel Salat. Die „Beilage“ zum Sterz muss aber nicht unbedingt pikanter Natur sein – auch mit einer großen Tasse Häferl- oder Milchkaffee bildet er eine solide Grundlage für anstrengende Arbeitstage. Print This Post

Faschierter Braten

So, die Haushalts- und Medikamente-Vorratsschränke sowie der Kühlschrank sind aufgefüllt, die Wäsche ist gewaschen und gebügelt, die Kleiderschränke sind, soweit nötig gewesen, entgwandelt und Mütterleins Absturz ins tiefe Winterdepri-Loch ist auf den letzten Abdrücker auch verhindert. Knapp war es, aber nun lacht sie wieder, Gott sei Dank. Und Wettergott sei Dank, denn wäre gestern in Schladming besseres Wetter gewesen und hätte es die endlosen Verschiebungen des Starts des Damen-Super-G nicht gegeben, wäre es womöglich nicht so einfach gegangen. Die vielen Zwischenberichte in der TV-Übertragung, die G’schichteln, die da aufgetischt wurden, die Interviews und vor allem Jury-Radio haben sie derart abgelenkt, dass sie gar keine Zeit hatte, sich schlecht zu fühlen und am Abend war sie wieder total locker, obwohl unsere Mädels erwartungsgemäß eh nichts gerissen haben.

Faschierter Braten mit Erdäpfelpüree

Faschierter Braten mit Erdäpfelpüree

Trotzdem sei es ein schöner Tag gewesen, hat Mütterlein gesagt, weil ich sie so gut versorgt hätte. Naja, was tut man nicht alles, um Mütterlein bei Laune zu halten. Gebratens Brüstl – heiß und ganz frisch von der Fleischtheke des Supermarktes zum Frühstück und einen Teller voll mit dicken Marillenkrapfen zum Zwischendurchnaschen. Aber egal, Hautsache sie hält diese Unmenge an dunkelgrauen Tagen dieses Winters durch ohne melancholisch zu werden. Da habe ich auch ohne zu murren einen Faschierten Braten für sechs Leute gemacht, auch wenn wir nur zu zweit sind. (mehr …)