ZARTGRAU

Zuckerzwieback

Als ich unlängst dabei war eine Kanne Tee aufzubrühen, ist mir plötzlich Großmutters Zuckerzwieback, den wir Kinder im Winter immer zu einer Tasse Tee bekommen hatten, eingefallen. In den Geschäften konnte ich aber leider keinen finden, kann mich aber gut erinnern, dass es Zuckerzwieback noch vor zehn Jahren zu kaufen gab, hergestellt von Feldbacher Zwieback, die aber nun scheints nur noch den ganz normalen Zwieback auf den Markt bringen. Da kann man nichts machen, aber Zuckerzwieback musste her. Also habe ich Mütterlein gefragt, wie denn Großmutter den Zwieback gemacht habe. Mutti wusste nur etwas von Germteig, der gebacken und getrocknet und zwischendurch in Zucker gewälzt wurde. In einem alten Kochbuch fand ich dann ein Rezept für Grazer Zwieback, das in etwa dem entsprach, was Mutti mir erzählte.

Aus Großmutters Kochbuch

Die angegebene Milchmenge musste ich zwar verdoppeln, damit ein brauchbarer Teig hergestellt werden konnte, aber ansonsten hat alles gepasst. Die Zubereitung habe ich allerdings ein wenig vereinfacht.

Du brauchst:

600 g glattes Mehl
100 g Zucker
etwas Anissamen
1 Prise Salz
250 ml warme Milch
100 g Butter
20 g frische Germ
3 Eidotter

Mehl, Anis, Zucker und Salz mischen, die Butter in der warmen Milch zerlaufen lassen, Eidotter einrühren, die Germ zerbröseln und auch in der Milch auflösen. Nun alles zusammenmischen und mit dem Mixer (Knethaken) zu einem glatten, geschmeidigen Teig verarbeiten. Teig dritteln und aus jedem Teil einen dünnen, blechlangen Strang rollen.

Teigstränge vor dem Backen

Nun die Teile gut aufgehen lassen und anschließend bei etwa 160°Ober/Unterhitze hell backen und offen mindestens einen Tag stehen lassen.

Fertig gebackene Rohlinge

Am nächsten Tag die Germteigstangen in dünne Scheiben schneiden und Scheibchen für Scheibchen in Staubzucker wälzen und diesen gut andrücken.

Scheibchen schneiden und einzuckern

Gezuckerte Scheiben übereinander legen bis sie „schwitzen“

Sobald die gezuckerten Zwiebackscheiben zu „schwitzen“ beginnen – d.h. sobald sich der Zucker aufzulösen beginnt und der Zwieback aussieht, als ob er von der Mitte her feucht würde – die Scheibchen wieder aufs Blech legen und im Backofen bei etwa 75° Heißluft und halb offener Backofentür trocknen.

„schwitzende“ Zwiebackscheiben im Rohr trocknen

Bei mir hat das etwa eine halbe Stunde gedauert, hängt aber von der Dicke der Zwiebackscheiben ab. Anschließend den warmen Zwieback sofort ein zweites Mal im Staubzucker wenden, damit er schön weiß wird.

Fertiger Zwieback

Nun den fertigen Zwieback vollständig auskühlen lassen und in einer gut schließenden Dose aufbewahren.

Tipp: Wer den Zuckerzwieback mit Vanillegeschmack mag, sollte den Anis im Teig weglassen, denn Vanille im Eindrehzucker plus Anis könnte ein wenig zu viel sein. Ist aber natürlich Geschmacksache. Print This Post

Anisbögen

Wieder einmal ein Rezept aus Großmutters beziehungsweise Muttis Kochbuch. Anisbögen habe ich bisher nur einmal vor Jahrzehnten gemacht und sie sind mir damals voll daneben gegangen. Wie sich heute herausstellte, dürfte der Fehler aber alleine am Finish gelegen haben. Wie auch immer, jetzt weiß ich, wie man es anstellen muss, dass man keine Anisfladen, sondern Anisbögen erhält :-)

Anisbögen

Anisbögen wie bei Großmutter

Du brauchst:

4 Eier, nicht getrennt
150 – 200 g Zucker (nach Belieben)
120 g glattes Mehl

Anissamen zum Bestreuen

Backofen auf 200° vorheizen

Eier mit dem Zucker dick cremig aufschlagen, dann das Mehl darunter rühren. Backblech mit Backpapier auslegen oder einfetten.

Teig

Teighäufchen mit Anissamen bestreuen

Mit einem Löffel kleine Häufchen aufsetzen, dabei auf genügend Abstand achten, da die Masse beim Backen auseinander rinnt. Teig mit Anis bestreuen. Anschließen auf der mittleren Schiene etwa 5 Minuten hellgelb backen. Fertig sind sie, wenn sich der Rand der Plätzchen hellbraun zu färben beginnt. Das kann sehr rasch gehen, also ist es ratsam, das Backrohr nicht aus den Augen zu lassen.

Anisbögen

Anisbögen im Korb

Da sich die Kekse nur biegen lassen, solange sie sehr heiß sind, nehme ich das Blech nicht aus dem Ofen, sondern ziehe es nur halb heraus, löse die Fladen mit einem Messer und biege sie sofort zu Bögen, die ich dann in ein auf der Rohrtüre stehendes Körbchen stelle. Das Körbchen verwende ich, weil sich die Bögen auf dem riffeligen Körbchenboden nicht wieder „entbiegen“ können.

Nach dem Auskühlen die Anisbögen in einem gut schließenden Gefäß aufbewahren.

Gutes Gelingen und guten Appetit! Print This Post

Der Kaltenbrunner Krampus

Als ich noch Kind war, war der Vorabend zum Tag des Heiligen Nikolaus spannender als Weihnachten. Wenn es zu dämmern begann, sind wir Kinder ganz brav, ohne elterliche Aufforderung, ins Haus gegangen, haben ohne zu meckern gegessen, was auf den Tisch kam und uns zuvor sogar freiwillig die Patschhändchen gewaschen.

Der Grund dafür war groß, schwarz, zottelig, grässliche Laute von sich gebend, mit einer Rute herum fuchtelnd und kettenklirrend: Der Krampus! Er kam zusammen mit dem Nikolaus und war, obwohl er sich immer im Hintergrund hielt, die Hauptfigur des Abends, denn zum Einen trug er die Butte auf dem Rücken, aus der der Nikolaus die Geschenke nahm, zum Anderen kam es darauf an WELCHER Krampus denn mit dem Nikolaus kam. Bei uns in Großwilfersdorf hing es nämlich davon ab, wie man sich das Jahr über so verhalten hatte. War man immer relativ brav und folgsam, kam der ganz normale Krampus, der zwar lärmte und mit den Ketten rasselte, was das Zeug hielt, aber seine Rute im Zaum hielt, also keine wirkliche Gefahr darstellte. War man allerdings schlimm und ungehorsam, dann kam der Kaltenbrunner Krampus, über den man sich ganz grauenhafte Geschichten erzählte. Er soll vor allem bösen Buben mit seiner Rute den Popo blutig geschlagen und den frechen Mädchen die Zöpfe abgeschnitten haben und die Naschereien, die der Nikolaus bringen sollte, hätte der böse Teufel selber gegessen.

Nun waren mein jüngerer Bruder und ich ja immer brav und lieb und nett *räusper* und hatten, genau genommen, überhaupt nichts zu befürchten, aber ganz und gar sicher, dass nicht doch der Kaltenbrunner käme, waren wir eigentlich nie. Ich kann mich noch erinnern, dass ich einmal – ich glaube, ich bin damals schon zur Schule gegangen – meinem Bruder den Hosenboden mit einer Zeitung unterlegt hatte und ich war durch nichts und niemanden dazu zu bewegen, die Haube abzunehmen, unter die ich meine Zöpfe gestopft hatte. Warum und weshalb wir in diesem Jahr befürchteten, doch den bösen Krampus vor der Tür stehen zu haben, weiß ich leider nimmer, aber wir hatten bestimmt etwas angestellt, das wir selber für böse gehalten haben. Bald hat sich aber herausgestellt, dass diese Vorsichtsmaßnahmen gänzlich für die Katz waren, den mein Vater, der immer zum Aufpassen vor der Türe abgestellt war, gab auch diesmal, kurz bevor Krampus und Nikolaus eintraten, Entwarnung – der Nikolaus kam nicht in Begleitung des Kaltenbrunners. Da sind dann zwei schwere Steine von unseren kleinen Herzerln gefallen und die beiden Besucher sind herzlich und mit leuchtenden Augen empfangen worden.

Grausig schön war das damals und ich möchte diese Abende um nichts in der Welt missen. Der Kaltenbrunner Krampus war nie bei uns und ich kenne auch niemanden, der von diesem bösem Gesellen heimgesucht wurde – niemand hat ihn je gesehen, aber es gibt ihn ganz bestimmt, den Kaltenbrunner :-)