ZARTGRAU

Lass dir bloß nichts abgehen

solange ich nicht daheim bin, hat Mutti gesagt. Ich solle mir Schnitzel, Schweinsbraten und Backhendl machen, genau so, als wäre sie nicht weg, hat sie mir aufgetragen. Verhungern würde ich schon nicht, habe ich versprochen, und das essen worauf ich Lust hätte. Mütterlein war zufrieden und ich bin nach dem Besuch bei ihr in den Supermarkt gefahren und habe eingekauft. Sauerkraut und ein Stück mageres Schweinefleisch für ein Krautfleisch, Käsekrainer, Weißwürste, Powideltascherl und Mohnnudeln – alles Dinge, die Mutti niemals freiwillig essen würde. OK, das Krautfleisch würde sie essen, wenn Bauchfleisch dabei wäre :-)

Als erstes habe ich heute die Powideltascherl gemacht, obwohl mir Fertiggericht normalerweise nicht auf den Tisch kommen. Und siehe da, sie haben mir geschmeckt – vermutlich aber eh nur deshalb, weil ich sie seit ewigen Zeiten nimmer gegessen habe :-)

Gespannt bin ich schon darauf, was Mutti morgen übers Essen erzählen wird. Sie kommt mit der Krankenhauskost überhaupt nicht zurecht und hat der Schwester heute aufgetragen, ihr morgen keine Karotten mehr anzurichten, das übrige Gemüse weicher zu kochen und eine Scheibe Fleisch mehr auf den Teller zu legen, sonst würde sie nichts essen, außer den Nachtisch. Aber die Schwester hätte nicht darauf reagiert. No na :-)

Neun Stunden am Stück

habe ich heute Nacht geschlafen, tief und fest. Das war auch dringend nötig nach den Aufregungen der vergangenen Tage. Mutti liegt mit massiven Herzproblemen im Krankenhaus, seit gestern aber schon wieder auf der Station und nimmer auf Intensiv. Sie hängt zwar noch am Tropf, aber es geht ihr den Umständen entsprechend gut, denn sie meckert schon wieder herum. Als wir sie gestern am frühen Nachmittag besucht haben, hat sie gleich geschimpft, weil wir nicht schon in der Früh gekommen sind – Besuchszeiten hin und her. Das Essen passt ihr auch nicht, zu viel Gemüse und kleine Portionen, Reduktionskost, hat sie behauptet. Stimmt aber nicht, denn sowohl die beiden Mitpatientinnen, als auch die gerade anwesende Schwester versicherten uns, dass die Portionen mehr als reichlich sind und auch ausgesprochen gut schmecken. Ich habs nicht probiert, aber die Sacherschnitte mit Schlagobers, die noch auf ihrem Tischen stand, war frisch und saftig und hat verlockend ausgesehen. Aber so ist es halt, das Mütterchen :-)

Heute Nachmittag werde ich wieder zu ihr fahren und kann dann auch mit dem behandelten Arzt sprechen, wie es mit ihr weiter gehen wird. Sie war bei der Aufnahme bradykard bis zum Anschlag und hatte grad noch 38 Puls – warum, weshalb, weiß ich noch nicht. Schau ma mal, was der Nachmittag bringt…

Ich nutze jetzt die Zeit, um Mütterleins Häuschen auf Vordermann zu bringen, die Waschmaschine läuft quasi rund um die Uhr, ein Teil der Teppiche hängt zum Auslüften schon im Hof – ich mache jetzt alles, was ich in letzter Zeit nicht tun durfte, weil es Mutti nicht in den Kram passte. Fad wird mir nicht, bis sie wieder nach Hause darf, aber ich kann alles ohne Kommentare ihrerseits erledigen.

Der halbe Tag ist aber für mich reserviert. Da tu ich, was ich möchte, ganz ohne schlechtes Gewissen. Wissend, dass Mutti in guten Händen ist

genieße ich, wie die Prinzessin, ein bisserl Freiheit :-)

Allerdings klettere ich nicht auf Bäumen herum, sondern gehe mit den Hunden spazieren und bastle in Ruhe am Blog. Wundert euch also nicht, wenn es hier ein wenig chaotisch zugehen sollte in den nächsten Tagen :-)

Erster Freigang

Der große Tag ist gekommen – nach 3 Jahren als Wohnungskatze erlebte die Prinzessin ihren ersten Freigang. Wie erwartet, war ich mehr als nervös, weil ich nicht wusste, wie sie reagiert, wenn ihr die große, weite Welt offensteht. Nach den ersten vorsichtigen Schritten war sie aber schon voll begeistert von den neuen Möglichkeiten, die sich boten.

Knapp zwei Stunden war sie in Haus und Hof unterwegs, hat alles von Keller bis Dachboden und Mütterleins Häuschen inspiziert und den Simon zu einer wilden Verfolgungjagd animiert. Und jetzt schläft sie, nachdem sie ihre Tagesration an Luxusfutter verdrückt hat – Freigang macht eben hungrig und müde.