ZARTGRAU

Hereinspaziert

und herzlich willkommen in meinem neuen virtuellen Domizil. Eingerichtet bin ich noch nicht, der Geruch frischer Farbe hängt noch in der Luft, aber ein Bild habe ich für euch schon einmal an die Wand gehängt, damit es ein wenig wohnlicher hier wird.

Der Umzug war notwendig, weil sich unliebsame Kellerasseln im alten Blog eingenistet haben, die ich mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln nicht los werden konnte. Und außerdem und überhaupt fühle ich mich unter meiner neuen Adresse jetzt wirklich wohl. Ein paar Dinge von früher werde ich im Laufe der nächsten Wochen noch hierher übersiedeln, aber ansonsten gilt die Devise: Alles neu macht nicht nur der Mai.

Wegwarte

Um diese Zeit blüht sie hier überall an den Straßenrändern und auf Schutthalden – die blaue Wegwarte. Botanisch gehört sie zu den Zichoriengewächsen und ist somit unserem Endiviensalat verwandt. Ihre langen Pfahlwurzeln wurden während der Kriegsjahren ausgegraben, geröstet, gemahlen und als Kaffeeersatz verwendet.

Wegwarte auf einem stillgelegten Parkplatz

Ob dieser Zichorienkaffee geschmeckt hat, weiß ich nicht, aber geschadet kann er nicht haben, da der Wegwartewurzel verdauungsfördernde Inhaltsstoffe nachgesagt wurde. Aber nicht nur die Wurzeln wurden und werden verwendet. Tee aus Blüten und Stängeln soll blutreinigend, schleimlösend und positiv auf Magen, Nieren und die Leber wirken.

Die Blaue Blume?

Ob die Wegwarte die Blaue Blume ist, von der Novalis in seinen romantischen Dichtungen schreibt und die zum Symbol für Liebe, Treue und Sehnsucht wurde, weiß man nicht mit Sicherheit. Es ranken sich jedoch einige mythische Geschichten um dieses blaue Blümchen. So soll es einer Sage nach eine verzauberte Jungfrau sein, die am Wegesrand auf die Rückkehr ihres geliebten Ritters wartete. Als dieser aber nicht aus dem Krieg zurückkehrte, die Jungfrau aber die Hoffnung auf ein Wiedersehen nicht aufgeben wollte, erbarmte sich ihrer der Himmel und verwandelte sie in eine blaue Blume, die fortan den Namen Wegwarte trug.

Zitronenhendl

So brutal es für einen Nachtvogel wie mich auch ist, morgens um sechse vom Wecker aus dem Schlaf gerissen zu werden, so angenehm ist es, um zehne unter der Dusche zu stehen und zu sagen: Das Tagwerk ist vollbracht, der Rest gehört mir, ich muss nichts Wichtiges mehr erledigen und kann die Hitze Hitze sein lassen. Schööön!

Sogar auf dem Friedhof war ich heute Morgen schon um zu gießen – und Schneckenkorn zu streuen, denn die Viecher fressen mir, trotz der Hitze am Tag, nächtens die Blumen ab und hinterlassen ihre Schleimspuren auf dem polierten Granit – grauslich, sag ich euch. Da muss ich die Tage mit der Bürste anrücken, denn einfach wegwischen lassen sich diese Spuren nicht, wenn sie einmal von der Sonne ausgetrocknet sind.

Aber wenden wir uns erfreulicheren Dingen zu. Dem Zitronenhendl zum Beispiel, das ich gestern gemacht habe, obwohl ich eigentlich nichts Warmes mag, wenn es so heiß ist. Eigentlich :-), aber wenn Gemüse und Kräuter verführerisch aus dem Ofen duften, überkommt sogar mich der Appetit.

Vorher

Ich hatte noch 2 Hendlkeulen im Kühlschrank, die weg mussten. Mütterchen war ja für Backhendl, aber die kann ich auch machen, wenn die Kräuteln nimmer im Überfluss vorhanden sind. Also habe ich die Keulen mit Zitronensaft eingerieben, gesalzen und gepfeffert, zuerst etwas Olivenöl und dann die Keulen in die Pfanne getan. Aufgefüllt habe ich mit ungeschälten, neuen Kartoffeln und – nicht schrecken, mit 10 geschälten, ganzen Knoblauchzehen. Eine große, grob zerteilte Paprikaschote, Paradeiser, reichlich Zitronenthymian, Rosmarin und Salbeiblätter wurden darüber gepackt und zum Schluss habe ich das Ganze noch mit Zitronensaft und zwei kleinen Tassen Suppe unter- und, nicht grad zimperlich, mit Chiliöl übergossen. Eine gute Stunde musste die Pfanne nun ins sehr heiße Backrohr.

Nachher

Nach einer halben Stunde habe ich Kräuter und Gemüse an den Pfannenrand gerückt, damit die Keulen auch Farbe nehmen können, dabei aber darauf geachtet, dass die Salbeiblätter oben drauf zu liegen kamen. Die werden dann nämlich richtig krachend kross und sind für sich alleine schon ein Genuss. Geschmeckt hat es genial, das Piperl war butterzart-saftig und der Rest hat sich zu einer Aromasynphonie verbunden, die meinen und Mütterchens Gaumen erfreut hat. Musst du wieder machen, hat Mütterlein gesagt, braucht wirklich nicht immer Backhendl zu sein. Print This Post