Direkt vom Acker
Ich weiß ja nicht, wie es bei euch ist – mir ging es heuer bereits seit dem Frühjahr so, dass ich einen totalen Erdäpfelfrust hatte. Da habe ich mich so auf die ersten Heurigen gefreut und war dann doch ein wenig enttäuscht, weil die Erdapferl zwar frisch und zart, aber auch ziemlich geschmacklos waren. Das Dilamma hat sich durch das ganze Frühjahr und den Sommer hingezogen – die Erdäpfel die man hier in den Supermärkten zu kaufen bekommt, schmecken mir nicht.
Aber wie es der Zufall so wollte, hat sich das jetzt schlagartig geändert. Eigentlich müsste ich meinen Hunden ja eine Medaille dafür umhängen, denn ohne sie wäre ich niemals an einem trüben Ende-August-Freitag weit in den „Winkel“ spaziert. Das Tuckern eines alten Traktors war es, das irgendwann meine Aufmerksamkeit erregte. Kaum um die Wegbiegung gegangen, sahen wir ihn dann, den Fritz-Bauern, wie er gerade mit einem Uraltmodell eines Erdäpfelgrabers seinen Erdäpfelacker bearbeitete und die Knollen an die Oberfläche kamen.
Da gab es kein Halten mehr. Hunde an die Leine, rein in den Acker und den Fritz-Bauern gefragt, ob er mir ein paar Kilo seiner Erdäpfel verkaufen würde. Schlechter als die aus dem Supermarkt könnten sie ja auch nicht sein, habe ich mir gedacht und bei diesen Krumbirn weiß ich wenigstens, dass sie ganz frisch sind. Zehn Kilo habe ich bestellt und am Nachmittag konnte ich sie dann bei ihm abholen.
Ich habe dann sofort ein paar Knollen gewaschen und aufgesetzt und war überrascht, dass sie bereits nach gut 15 Minuten weich waren, während die Ware aus dem Supermarkt oft mehr als eine halbe Stunden kochen musste, bevor sie genießbar war.
Haut abgezogen, Meersalz drauf und ein bisserl Butter – und dann nur noch geschwelgt im siebten Erdäpfelhimmel. Für diese Erdäpfel lasse ich glatt jedes Schnitzel stehen – ehrlich!
Am Montag habe ich dann noch einmal 20 Kilo geholt und 5 Kilo von den Mehligen für Püree und Erdäpfelteig. Die Erdapferl lagern jetzt, gut in den alten hölzernen Erdäpfelkisten, die noch vom Großvater sein sollen, verstaut, im kühlen, dunklen Keller.